Eine Steuer, die nicht lästig sein sollte
Bis zum Ersten Weltkrieg war das Sammeln fiskalischer Dokumente und Marken in Deutschland weit verbreitet. Es gab Kataloge und die Preise waren zeitgemäß hoch [8], [9]. Warum die Fiskalphilatelie bei uns seit Jahrzehnten von den Briefmarkensammlern weitgehend negiert wird, lässt sich nur schwer erklären. Außerhalb Deutschlands genießt sie insbesondere im englischsprachigen Raum eine durchgehend große Beachtung. Nehmen wir als Beispiel den Scott Briefmarken Spezialkatalog der Vereinigten Staaten von Amerika. Auf 106 Seiten werden die „Revenue Stamps“, einschließlich der Jagdgebührenmarken, ausführlichst abgehandelt [10].
Vor nunmehr rund 40 Jahren belebte der Senior der deutschen Fiskalphilatelie, Martin Erler, dieses Sammelgebiet neu. Gemeinsam mit wenigen Getreuen – unter anderem John A. Norton, USA – veröffentlicht er zwischen 1976 und 2000 eine große Anzahl von Katalogen zur Fiskalphilatelie, zumeist über Gebiete des deutschsprachigen Raumes. Nach dem Ausscheiden aus der aktiven Forschungs- und Vereinstätigkeit übergab er sein literarisches Werk in Form einer Stiftung an die von ihm gegründet ArGe Fiskalphilatelie. Sie nutzt die Möglichkeit, Martin Erlers Kataloge weiterhin zum Kauf anzubieten und auch bei Bedarf nachzudrucken.
Die ArGe Fiskalphilatelie gibt halbjährlich einen guten und umfangreichen Rundbrief heraus, den Redakteur Hans Renn, Köln, betreut.
Bedauerlicherweise haben wir, die „Söhne und Enkel“ Martin Erlers, es nicht geschafft sein literarisches Werk nahtlos fortzusetzen. Nur Wolfgang Morscheck, Bad Säckingen, versuchte, mit bisher 145 im Eigenverlag herausgegebenen Handbüchern über Stempelpapiere altdeutscher Länder und selbstständige Herrschaften diese Lücke auszufüllen [13].
Erst zwölf Jahre nach dem Ausscheiden von Martin Erler konnte der Autor sein Handbuch und Katalog über die Sächsische Fiskalphilatelie [14] veröffentlichen. Obwohl es nur das „kleine“ Sachsen behandelt, enthält es viele allgemeingültige Hinweise und hat „wirklich beste Chancen … zu einem Grundlagenwerk für alle an der Materie interessierten Sammler zu werden“ (W. Maassen [16]).
Was ist „Fiskalphilatelie“?

Sachsen ECK-Nr. 23 (ohne Wasserzeichen): Im Katalog von Forbin [8], Ausgabe 1915, ist diese Stempelmarke unter der Nummer 27 mit einem Preis von 60 Goldfranken aufgeführt. Dem entgegen schreibt Erler [3] in seinem Stempelmarkenkatalog von 1992: „Der von Forbin gemeldete Wert zu 1000 M existiert wahrscheinlich nicht.“ Bisher liegen vier „1000 M“ -Marken vor. Diese sowie die bild- und wertgleiche Stempelmarke mit Wasserzeichen (Nr. A 43) sind zwei absolute Raritäten der Fiskalphilatelie. Im Handbuch des Autors [14] ist diese Stempelmarke mit 500 Euro sowie die bildgleiche mit Wasserzeichen mit 180 Euro bewertet.
Diese neue Steuer verbreitete sich in Europa und den Kolonien schnell und später auch über die ganze Welt. Es entstanden in vielen Ländern umfangreiche, über die Jahrhunderte stetig angepasste Gesetzeswerke. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Umstellung von den Stempelpapieren auf das Markensystem; aus Tradition spricht man von Stempelmarken.
Nach dem Ersten Weltkrieg begann die Hochzeit der Verwendung amtlicher Marken. Unzählige Behörden und Institutionen führten zur effizienten Kontrolle ihrer Einnahmen ein Markensystem ein. Jeder mehr als 30, 40 Jahre alte Leser kann sich davon überzeugen. In seiner Geburts- oder Heiratsurkunde findet er in der Regel Marken zum Nachweis der gezahlten Gebühr.
Stempelpapiere und Stempelmarken wurden weltweit über Jahrhunderte verwendet und sind heute ein beliebtes Sammelgebiet. Daneben gab es in Deutschland die unterschiedlichsten Gebührenmarken staatlicher Behörden …
Den vollständigen Artikel von Steffen Eckert finden Sie als Titelgeschichte in der DBZ 1/2014, was unsere Abonnenten natürlich wissen.
Peter Fischers ausführliche Besprechung von Eckerts Handbuch und Katalog zur Fiskalphilatelie haben wir in der DBZ 12/2012 veröffentlicht.
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