Im Hinterhaus: Das Tagebuch der Anne Frank
Sonntag, 5. Juli 1942
Liebe Kitty!
Die Versetzungsfeier am Freitag ist gut verlaufen. Mein Zeugnis ist gar nicht schlecht. Zu Hause war man sehr zufrieden. Meine Schwester Margot hat auch ihr Zeugnis bekommen. Es ist besser als meins. Sie hat ein sehr kluges Köpfchen. Vater ist in der letzten Zeit viel zu Hause. Er kann nicht mehr zur Arbeit gehen. Das ist schlimm, weil er sich plötzlich überflüssig fühlt. … Als wir vor ein paar Tagen spazieren gingen, hat Vater mit mir über „untertauchen“ gesprochen. Vielleicht wird es bald nötig, daß wir irgendwo ganz versteckt leben müssen. Bestimmt wird es sehr schwer, so von der Welt abgeschnitten zu leben. „Warum sprichst du davon?“, fragte ich. „Du weißt“, antwortete er, „daß wir seit mehr als einem Jahr Kleider, Möbel und Lebensmittel zu anderen Menschen bringen. Wir wollen unseren Besitz nicht den Deutschen überlassen, aber noch viel weniger wollen wir ihnen selbst in die Hände fallen. Darum werden wir von allein weggehen und nicht warten, bis wir geholt werden.“ Ich wurde ängstlich, weil Vater ein sehr ernstes Gesicht machte. „Wann denn, Vater?“„Darüber mache dir keine Sorgen. Das hörst du noch früh genug.“
Das war alles. Hoffentlich kommt dieser Tag noch nicht so schnell!
Anne
Doch bereits am nächsten Tag, dem 6. Juli 1942, ist es soweit: Anne Frank und ihre Familie müssen in aller Eile untertauchen. Sie verstecken sich im Hinterhaus der Prinsengracht 263 in Amsterdam. Ihr Versteck teilt die Familie mit vier anderen Personen. Tagsüber dürfen die Untergetauchten nur flüstern und weder den Wasserhahn aufdrehen, noch die Toilette benutzen. Während dieser Zeit im Hinterhaus wird das Tagebuch, das sie zu ihrem 13. Geburtstag am 12. Juni 1942 bekommen hatte, zu ihrer guten Freundin. Der letzte Eintrag im Tagebuch der Anne Frank stammt vom 1. August 1944, drei Tage später wird die Familie verhaftet und deportiert.
Anne und ihre Schwester Margot sterben im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Nur der Vater, Otto Frank, überlebt den Holocaust. Annes Tagebuch wird von einer Freundin der Familie gerettet und im Jahre 1947 unter dem Titel „Het Achterhuis (Das Hinterhaus)“ veröffentlicht. Bis heute wurde es in mehr als 60 Sprachen übersetzt, mehrfach verfilmt und im Jahr 2009 von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen.
Liechtenstein-Spezial 2019/2020
ISBN: 978-3-95402-283-0
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