Maler und Abenteurer
Seine Bilder, besonders die von der Südsee, sind weltberühmt. Dass Paul Gauguins Werke aber überhaupt entstanden sind, ist einer Verkettung von Zufällen und nicht zuletzt seiner Beharrlichkeit zu verdanken. Um ein Haar wäre das Leben von Paul Gauguin ein ganz anderes, bürgerliches geworden. Dann hätte er nie als „Wilder“ gelebt, wie er selbst es nannte, wäre nicht in die Südsee gereist und hätte nicht die Inspiration gefunden, die seine Malerei beflügelte.
Der am 7. Juni 1848 in Paris geborene Gauguin war Anfang 20, als er 1872 in der französischen Hauptstadt eine Stelle als Bankangestellter antrat. Er war in seinem Beruf überaus erfolgreich, mauserte sich zum Börsenmakler und erreichte durch Börsengeschäfte auf eigene Rechnung beträchtlichen Wohlstand. 1873 heiratete er eine Dänin, mit der er fünf Kinder haben sollte. Ein Crash an der Börse 1882 brachte jedoch ein jähes Ende seiner Karriere. Er verlor seine Stelle und traf die weitreichende Entscheidung, die bis dahin als Hobby gepflegte Malerei zum Beruf zu machen. Er war fest davon überzeugt, dass er sich in relativ kurzer Zeit am Markt etablieren und seine Familie mit dem neuen Broterwerb ernähren könnte. Dies gelang nicht: 1884 zog seine Frau schließlich mit den Kindern zu ihrer Familie nach Kopenhagen.
Gauguin stand nun allein da und begann ein ganz anderes, abenteuerliches Leben, das ihn immer wieder in die Ferne führte. Er traf Malerkollegen in der Bretagne, reiste nach Panama, wo ihm das Geld ausging und er daher notgedrungen beim Bau des Panamakanals half, und besuchte die Karibik-Insel Martinique, die er bald wieder gegen die Heimat tauschen musste, da er an der Ruhr und an Malaria erkrankte. 1888 gründete er in Arles eine Wohngemeinschaft mit Vincent van Gogh, die nach zwei Monaten mit einem heftigen Streit endete, in dessen Folge sich van Gogh einen Teil eines Ohrs abgeschnitten haben soll.
Ab 1891 begannen Gauguins Reisen in die Südsee. Zunächst verschlug es ihn nach Tahiti, wo er krank wurde und auf Kosten des französischen Staats 1893 nach Paris zurückreiste. 1895 zog es ihn ein zweites Mal dorthin, mit der Absicht, nicht mehr nach Frankreich zurückzukehren. Er erkrankte wiederum, zu einer Syphilis kam auch noch ein Herzleiden. 1901 entschloss er sich noch einmal zu einem Ortswechsel und zog auf die Marquesas-Insel Hiva Oa. Dort starb er am 8. Mai 1903 im Alter von nur 54 Jahren.
Die Kunstgeschichte ordnet Gauguins Bilder dem Post-Impressionismus zu. Er prägte den Symbolismus, der als Bindeglied zwischen Impressionismus und Expressionismus gilt. Gemäß dieser Kunstrichtung fing er mit seinen Bildern nicht das wirkliche Leben ein, sondern brachte seine Gefühle zum Ausdruck. Gauguin hatte eine romantisierende Vorstellung vom Leben in der Südsee. Genauso ursprünglich wie er sich die Südsee-Inseln vor seinen Reisen gedanklich ausmalte, brachte er sie schließlich auf die Leinwand, auch wenn die Realität wenig mit seiner Idealisierung gemein hatte. Er empfand große Enttäuschung, als er feststellte, dass durch die französische Kolonisation in der Südsee ein zunehmend westlicher Lebensstil praktiziert wurde. In seinen Gemälden blendet er diese Eindrücke vollkommen aus, stattdessen malte er in leuchtenden Farben ein Paradies mit leicht- bis gar nicht bekleideten Menschen.
Erst gegen Ende seines Lebens begann Gauguin zu einer Berühmtheit zu werden und erzielte nennenswerte Einnahmen mit dem Verkauf seiner Kunstwerke. Erst nach seinem Tod stiegen die Preise ins Exorbitante. Den Rekord hält derzeit „Der Mann mit der Axt“ von 1891, das 2006 stolze 45,7 Millionen US-Dollar erzielte.
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