DDR-System für ganz Deutschland
Rätselfrage für Günther Jauch: Was haben die Ottifanten mit den fünfstelligen Postleitzahlen gemeinsam? Ganz einfach, einen Zeichner und Illustrator. Ully Arndt gestaltet seit den achtziger Jahren die Ottifanten-Comics. 1991 gewann er gemeinsam mit einer Werbeagentur die Ausschreibung für die 80 Millionen Mark schwere Kampagne zur Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen. Aus Arndts Atelier stammt die Figur Rolf, die unser Deutsch um den Satz „Fünf ist Trümpf“ bereicherte.
Die fünfstelligen Postleitzahlen, eingeführt zum 1. Juli 1993, lösten sich ähnlich sehende, aber grundverschiedene Systeme in den Verkehrsgebieten West und Ost ab. Im Westen benannte die Postleitzahl nur den Zustellort, beispielsweise „1000 Berlin“. Für den Zustellbezirk gab es eine eigene Zahl, die dem Ortsnamen hintanzustellen war. Folgte auf „Berlin“ zum Beispiel die „61“, reiste der Brief in den Westen Kreuzbergs. Die Deutsche Post der DDR fasste bereits 1965 Zustellort und -bezirk in einer Zahl zusammen. Post nach „1130 Berlin“ erreichte Lichtenberg, Post nach „1170 Berlin“ Köpenick. Dass beide Systeme nicht zueinanderpassten, lässt sich leicht nachvollziehen.
Mit den neuen Zahlen übernahm die Bundespost konzeptionell das DDR-System für ganz Deutschland. Eine einzige Zahl bezeichnete Ort und Zustellbezirk. Da statt 9999 fortan 99.999 Zahlen vergeben werden konnten, inklusive der Zahl „00000“ wären es sogar 100.000, erweiterte die Bundespost das System, indem sie den Postfachanlagen in den Postämtern ebenso eigene Postleitzahlen zuwies wie ausgewählten Großkunden. Den Zahlenbereich 11000 bis 11999 reservierte sie für den Bundestag, den Bundesrat und die Bundesministerien. Das Bundesfinanzministerium hört seit dem Hauptstadtumzug auf die Nummer 11016 – dies nur als Hinweis für Philatelisten, die dem Postwertzeichenreferat einen Ausgabeanlass für 2015 präsentieren möchten.
Natürlich gab es auch Widerstand gegen die Reform. Die Boulevardpresse schrieb vom „Wahnsinn“ und sagte das Chaos voraus. Weniger schlichte Gemüter schufen Worte wie „Postleidzahl“, derweil die ganz großen Vereinfacherer empfahlen, doch bloß jenen Orten neue Nummern zu geben, die in West und Ost mit derselben Zahl aufwarteten. Schließlich sahen sich einige als die künftigen „Nullen der Nation“, nur weil ihre Postleitzahl mit der historisch zuletzt erfundenen Ziffer beginnen sollte.
Rechtzeitig vor der Umstellung erhielten alle Haushalte Post von der Post. Das neue Postleitzahlenbuch ähnelte dem Telefonbuch und wurde wie dieses kostenlos ausgegeben. 40 Millionen Stück ließ die Bundespost drucken, gab dafür 120 Millionen Mark aus.
Der Aufwand lohnte sich. Schon in der ersten Juli-Woche trug mehr als die Hälfte der Sendungen die neuen Zahlen. In der Folgewoche lag der Wert bei 78 Prozent. Bald wiesen nur noch Ausreißer vierstellige Postleitzahlen auf – oder auch gar keine; beides soll bis heute vorkommen. Die meisten Kunden hatten aber schnell verstanden, was ihnen in der Werbekampagne Loriot auf seine Weise erklärte: „Mehr Postleitzahl für dasselbe Geld!“
Liechtenstein-Spezial 2019/2020
ISBN: 978-3-95402-283-0
Preis: 46,00 €
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Postleitzahlsystem
Die Postleitzahlen
Die fünfstellige Postleitzahl
Zustellort und Bezirk wurden zusammengefasst
Mit den neuen Postleitzahlen übernahm die Bundespost konzeptionell das DDR-System für ganz Deutschland. Eine einzige Zahl bezeichnete Ort und Zustellbezirk.
die 5-stellige PLZ