„Musik ist keine Illusion, sie ist Offenbarung“

Peter Tschaikowski auf Briefmarke aus der Sowjetunion von 1940Im Jahr 1862 arbeitete er im Justizministerium, in St. Petersburg. Die auf Tätigkeiten im Staatsdienst vorbereitende kaiserliche Juristenschule, ein Internat, hatte er wenige Jahre zuvor abgeschlossen. Pjotr Iljitsch Tschaikowski war 22 Jahre alt. Eine berufliche Laufbahn war eingeschlagen. Aber sein Kurs änderte sich doch noch einmal. Tschaikowski ging an das gerade entstehende St. Petersburger Konservatorium. Privaten Klavierunterricht hatte er schon als kleiner Junge genießen dürfen. Und auch später noch, als junger Erwachsener, der gern in die Oper ging. Aber eine wie auch immer geartete Karriere als Musiker war doch immer unsicher, war finanziell und, was den gesellschaftlichen Status betraf, aussichtslos erschienen. Nun studierte er Komposition. Und nur ein paar Jahre später unterrichtete er selbst an einer Musikhochschule. Vermittelt wurde ihm dies von Nikolai Grigorjewitsch Rubinstein. Bei dessen Bruder Anton, der ihn förderte, ohne kritiklos zu bleiben, hatte Tschaikowski in St. Petersburg studiert. Tschaikowski unterrichtete viele Jahre lang in Moskau, bevor er sich vollständig auf das Komponieren konzentrierte.

Peter Tschaikowski auf Briefmarke aus der Sowjetunion von 1990Dies hatte auch damit zu tun, dass Ende der 1870er-Jahre eine Frau in sein Leben trat. Mit Nadesha von Meck hatte Tschaikowski aber kein Verhältnis. Sie war vielmehr nicht zuletzt seine Mäzenin. Die beiden pflegten zwar einen regen Briefkontakt. Aber Treffen arrangierten sie nicht. Einiges von dem, was man über Tschaikowskis Innenleben weiß, beruht auch auf dem jahrelangen, intimen Briefwechsel mit von Meck.

Ausgehend von der Ouvertüre „Romeo und Julia“ war Ende der 1860er-Jahre eine Karriere in Gang gekommen. Tschaikowskis Werke wurden schließlich international – in Europa und Amerika – aufgeführt und bekannt. Seine gefühlsbetonten, expressiven Kompositionen verbanden „russische“ und „europäische“ Elemente. Anders als die dezidiert russisch-national orientierten Komponisten der sogenannten „Gruppe der Fünf“ – u.a. Modest Mussorgsky und Nikolai Rimski-Korsakov – sah sich Tschaikowski wie sein Lehrer Rubinstein in positiver und konstruktiver Weise beiden musikalischen Sphären verbunden.

Pjotr Iljitsch Tschaikowski auf Briefmarke der Deutschen Bundespost von 1993Konstant glücklich war er auch in Zeiten des Erfolgs und finanzieller Ruhe nicht. Er heiratete 1877. Aber er war homosexuell. Die heftigen Gemütstiefs, die ihn manchmal überkamen, führte er selbst auch darauf zurück, dass er dies geheim halten musste. Die Ehe mit Antonia Miliukova blieb nur auf dem Papier länger als ein paar Monate bestehen. Als schicksalhaftes Ereignis betrachtete Tschaikowski zeit seines Lebens außerdem den Tod seiner Mutter. Sie war an der Cholera gestorben, als er 14 Jahre alt gewesen war und schon länger weit weg von Zuhause in der Internatsschule gelebt hatte.


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Tschaikowski wandte sich angesichts seiner Leiden der Arbeit, der Musik, dem Schreiben zu. Mit hoher Intensität. Und wurde belohnt. Erlösung, so beschrieb er es, fand er in seiner Arbeit. Er schätzte diszipliniertes Arbeiten an Musik, die ihm, anders als das Wort, „unvergleichlich reichere Ausdrucksmittel und eine feinere Sprache zur Wiedergabe seelischer Regungen“ aufzuweisen schien. Dabei reiste Tschaikowski viel. Oft zu und mit seinen zahlreichen Geschwistern. Oder für Tourneen. Gegen Ende seines Lebens trat Tschaikowski dabei verstärkt als Dirigent auf. In der Zeit seiner Moskauer Lehrtätigkeit hatte er auch als Kritiker gearbeitet.

Pjotr Iljitsch Tschaikowski auf Briefmarke aus Monaco von 1990Bezüglich seines Todes gab es im Lauf der Zeit Spekulationen. Der in vielen musikalischen Formen arbeitende Komponist – neben den überaus berühmten Ballettarbeiten „Schwanensee“ und „Der Nußknacker“ schrieb Tschaikowski Opern, Symphonien und auch kammermusikalische Werke – starb vor 120 Jahren, am 6. November 1893, in St. Petersburg. Manchmal wurde vermutet, dass er sich das Leben genommen habe. Zumeist aber bestimmt man eine – unfreiwillige – Cholerainfektion als Todesursache.


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Authored by: Marius Prill

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