Die beste Karl-May-Verfilmung?
Kennen Sie noch die „Winnetou“-Filme? Eine klassische Serie von Verfilmungen der Abenteuerromane Karl Mays. Der gleichnamige Held erlebt einige Abenteuer, bei denen er meistens von seinem treuen Gefährten und Blutsbruder Old Shatterhand begleitet wird. Die Premiere von „Winnetou I“ fand am 11. Dezember 1963 im Mathäser-Filmpalast in München in Anwesenheit fast aller Hauptdarsteller statt. Das war nicht die erste Verfilmung eines Abenteuerromans von Karl May. Bereits in den zwanziger Jahren entstanden einige Stummfilme, z.B. 1920 „Auf den Trümmern des Paradieses“. 1936 folgten mit Ton der Schwarz-Weiß-Film „Durch die Wüste“ und 1958 „Die Sklavenkarawane“ als Farbfilm.
Die bekannteste Serie von Karl-May-Filmen begann 1962. Der Produzent Horst Wendlandt und der Regisseur Harald Reinl verfilmten „Den Schatz im Silbersee“ – den berühmtesten Roman Karl Mays. Es wurde ein spektakulärer Erfolg. Die Produktionskosten betrugen 3,5 Millionen DM, eingespielt hat er 6,4 Millionen. „Winnetou“ war der zweite Western, der auf einer literarischen Vorlage Mays beruhte. Allerdings wurden seine Romane oft nur als eine vage Inspiration genutzt, die Handlung der Filme war zumeist von den Produzenten und Drehbuchschreibern frei erfunden. Im Vordergrund stand der Unterhaltungswert der Filme. Bei dem ersten Teil der Winnetou Serie hielt man sich jedoch noch recht genau an die literarische Vorlage. Als Kulisse wurde ein Nationalpark im heutigen Kroatien gewählt.
Ein Erfolgsrezept der Winnetou-Verfilmungen war die kontinuierliche Besetzung: Pierre Brice spielte Winnetou, Lex Barker verkörperte Old Shatterhand. Durch diese Rolle gewann er Beliebtheit beim deutschsprachigem Publikum. Mario Adorf und Götz George wurden ebenfalls durch Rollen in der Serie von May-Verfilmungen einem breiten Publikum bekannt. Die Besetzung gab diesen Filmen einen gewissen Wiedererkennungswert.
Spektakulär waren auch die Effekte: So fuhr eine Lokomotive in einen Saloon, der dabei in tausend Fetzen auseinander flog. Eine für die damaligen Verhältnisse recht aufwendige Szene. Bemerkenswert daran war, dass man hierfür über mehrere hundert Meter eine eigene Umleitung der Bahnlinie bauen musste und diese Szene aus Zeitgründen nur einmal gedreht werden konnte. Wäre diese Szene nicht beim ersten Dreh gelungen, hätte man keine Zeit gehabt, sie ein zweites Mal zu drehen. Es gelang, die Sprengladung, die den Saloon beim Auftreffen des Zuges zum Zerplatzen bringen sollte, konnte rechtzeitig gezündet werden. Die Szene hat beim ersten und einzigen Dreh funktioniert. Das war zweifellos ein großer Wurf, auch wenn sich die damalige Filmkritik bei dieser Szene eher an ein zusammenfallendes Kartenhaus erinnert fühlte. Bis 1968 sollten neun weitere Spielfilme in dieser Serie folgen.
Die obligatorische Rivalität zwischen der Bundesrepublik und der DDR machte auch vor dem Filmgeschäft nicht halt. Inspiriert durch den Erfolg der May-Verfilmungen wurden auch von der DEFA bis in die 80er Jahre hinein Indianerfilme produziert. Die ideologische Ausrichtung dieser Filme wurde an die politische Großwetterlage angepasst. Protagonisten waren zumeist Indianer im anti-kolonialistischen Kampf. Das klassische Narrativ des Westernfilms wurde gespiegelt. Während in westlichen Produktionen die „weißen Helden“ im Kampf gegen klischeehafte „Wilde“ porträtiert wurden, kommt hier vor allem die Sicht der geplagten Indianer zum Ausdruck. Auch diese Filme waren bis in die achtziger Jahre hinein recht erfolgreich.
Bemerkenswert ist an den DDR-Produktionen, dass das Schicksal der autochthonen Bewohner Nordamerikas thematisiert wurde, während dies in den meisten westlichen Verarbeitungen dieser Thematik klassisch einseitig aus Sicht der „weißen“ Siedler geschildert wurde. Ebenfalls setzten die DDR Produktionen eher einen Fokus auf historisch korrekte Darstellung.
Obwohl die zeitgenössische, bürgerliche Filmkritik in der westlichen Presse recht distanziert auf die Verfilmung Winnetous reagierte – unter anderem wurde die hölzerne Art der Darstellung moniert – gilt Winnetou als einer der Klassiker des Western-Genres. Michael Petzel nennt ihn im Karl May Filmbuch von 1998 als die beste May-Verfilmung, neben dem „Schatz im Silbersee.“
Liechtenstein-Spezial 2019/2020
ISBN: 978-3-95402-283-0
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