„Ein Traum wird Wirklichkeit“
Seine Malerei ist weltberühmt. Von ihm entworfene Bauwerke sind echte Blickfänger im Stadtbild. Friedrich Stowasser, so sein bürgerlicher Name, wurde am 15. Dezember 1928 in Wien geboren. Bereits auf der Grundschule wurde ihm ein besonderer Sinn für Farben und Formen bescheinigt. Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland nahm ihn seine Mutter von der Montessori-Schule, die er bis dahin besuchte, und schickte ihn auf eine öffentliche Schule. Grund dafür war, dass angenommen wurde, die Schüler öffentlicher Bildungsanstalten würden weniger auffallen. Auf dem Wiener Gymnasium Horn erwarb er schließlich die Matura. Auf der Kunstakademie in Wien, die er lediglich für drei Monate besuchte, nahm er den Künstlernamen Hundertwasser an. Dies ist die „Übersetzung“ seines bürgerlichen Namens Stowasser, da die Silbe „sto“ im russischen für die 100 steht. Das vielen bekannte lateinische Wörterbuch „Stowasser“ hat nichts direkt zu tun mit dem Künstler zu tun. Er gestaltete später dieses Standardwerk für Lateinschüler künstlerisch ansprechend. Es ist in 100 verschiedenen Farbtönen – entsprechend der Bedeutung von sto – bis heute erhältlich.
Nach dem nur kurzen Studium folge eine ausgedehnte Reisetätigkeit innerhalb Europas, Nordafrikas und Japans. Unter dem Eindruck der Japanischen Kultur nannte er sich fortan auch „Friedensreich“. Er übersetzte Friedrich mit den Schriftzeichen für „Frieden“ und „Reich“. Nach etlichen Zwischenstationen lies er sich schließlich in einer österreichischen Künstlerkolonie nieder. Der breiten Masse wurde Hundertwasser in den 1970er Jahren bekannt, als er die Plakate für die XX. Olympischen Sommerspiele 1972 entwarf und ab 1975 Briefmarken mit seinen Motiven erschienen. Seine Gemälde wurden 1964 auf der III. Documenta in Kassel ausgestellt und an vielen weiteren Orten.
Fast bekannter als seine Malerei sind die Bauwerke, die Hundertwasser in vielen Städten aufgebaut hat und die beliebte Ausflugs- und Reiseziele geworden sind. Möglicherweise das berühmteste steht in Wien. Anders als der Name Hundertwasserhaus vermuten lässt, handelt es sich nicht um ein alleinstehendes Haus, sondern um eine über mehrere Gassen im dritten Wiener Bezirk langgezogene Anlage. Hundertwasser begann sein Engagement in der Architektur in den fünfziger Jahren. Zunächst durch eine Reihe von Essays und Vorträgen, in denen er den Rationalismus in der Architektur – verkörpert durch den Rechten Winkel kritisierte. Hundertwasser entwickelte eine alternative Philosophie der Architektur.
Die praktische Umsetzung seiner Ideen erfolgte jedoch immer durch prominente Architekten, mit denen Hundertwasser eng zusammenarbeitete. Die Charakteristik seiner Architekturphilosophie lässt sich an dem Hundertwasserhaus in Wien gut ablesen. Die Böden sind uneben, auf dem Dach wurden rund 250 Bäume und Büsche gepflanzt. Diese haben sich inzwischen zu einem echten kleinen Park auf dem Dach entwickelt.
Die Architekturszene ließ Hundertwasser für seine Architekturphilosophie dezidierte Kritik zuteil werden: Es wurden Vorwürfe der Oberflächlichkeit und des Populismus laut, da sich Hundertwassers Architektur vermehrt der Oberfläche der Häuser zuwende und den Innenraum vernachlässige.
Es sei eher die Ästhetik des Jahrmarktes zu erkennen. Hundertwasser würde diese Kritik nicht nachvollziehen können. Architektur war für ihn eng mit Utopie und fantastischen Elementen verknüpft, die der Besserung und Emanzipation des Menschen dienen sollten. In Hundertwassers eigenen Worten: „Ein Maler träumt von Häusern und einer schönen Architektur, in der der Mensch frei ist, und dieser Traum wird Wirklichkeit.“
Vielleicht ist Hundertwassers 85. Geburtstag für Sie ein Anlass, eines der Hundertwasser-Werke in ihrer Umgebung einmal größere Aufmerksamkeit zu widmen. In Magdeburg steht mit der grünen Zitadelle der letzte Bau, den Hundertwasser vor seinem Tod im Jahr 2000 bearbeitet hatte. Fertiggestellt wurde sie 2005. Ebenfalls im norddeutschen Raum ist der umgebaute Bahnhof von Uelzen gelegen und verbindet das Umsteigen, z.B. auf der Strecke von Hannover nach Hamburg mit einem unvergesslichen Kunsterlebnis.
Neben der Kunst war das soziale Engagement ein wesentlicher Schwerpunkt im Leben Friedensreich Hundertwassers. Das Leben in einer lebenswerten Stadt und Umgebung war sein erklärtes Ziel. In den 1970ern schloss er sich der Bewegung der Kraftwerksgegner an und zerriss bei einer Aktion den ihm verliehenen Österreichischen Staatspreis vor laufender Kamera. Ebenfalls in den 1970er-Jahren konnte er seinen Traum von einem selbstbestimmten Leben im Einklang mit der Natur weitgehend realisieren. In Neuseeland war er an der Errichtung einer Künstlerkolonie beteiligt. Es gelang schließlich, weitgehend autark zu leben, da man auch Strom aus Windrädern und Sonnenkollektoren gewinnen konnte. Seinem letzten Willen zufolge wurde er auch hier bestattet, als er 2000 auf der Rückreise von Neuseeland an Bord eines Schiffes an Herzversagen starb.
Leserbriefe
ISBN: 978-3-95402-267-0
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Meiner Meinung nach ist der bürgerliche Name von Friedensreich Hundertwasser „Stowasser“ nicht „Stohwasser“. 🙂
Jonas, 21
Hallo Jonas,
Sie haben recht. Danke.