Scharfsinnige Entwürfe der Zukunft

Scharfsinnige Entwürfe der Zukunft

Karel ?apek war ein kritischer Beobachter politischer und kultureller Entwicklungen seiner Gegenwart. Vor allem als Autor von Dramen und Romanen, die öfter mit Mitteln der „Science Fiction“ Bilder möglicher Zukunft zeichneten, sich aber immer auch auf das „Jetzt“ bezogen, wurde der studierte Philosoph zu einem der bekanntesten tschechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Die Verbreitung des Wortes „Roboter“, die man ihm schon zu Lebzeiten zuschrieb, mochte ?apek allerdings nicht alleine für sich in Anspruch nehmen. Er selbst wies darauf hin, dass es sein Bruder Josef gewesen war, der eine Verwendung des sich auf das tschechische Wort für „Arbeit“ beziehenden Begriffs angeregt hatte. Zu Prominenz war die Wortschöpfung durch den Titel von ?apeks 1920 veröffentlichtem Theaterstück „R.U.R.“ gekommen, bei dem die drei Buchstaben für „Rossum´s Universal Robots“ stehen. Diese Kooperation war kein Einzelfall. Unter den Werken Karel ?apeks finden sich einige richtiggehende Gemeinschaftsproduktionen der beiden Brüder.

Karel Capek auf Briefmarke aus der Tschechoslowakei von 1990

Karel Capek in der Reihe „Bedeutende Persönlichkeiten“ aus der Tschechoslowakei von 1990, MiNr. 3031.

Während sich der drei Jahre ältere Josef aber auch der Malerei widmete, begann Karel nach einem Studium in Prag, Berlin und Paris schließlich als Journalist zu arbeiten. In der gerade gegründeten Tschechoslowakei fand er Anstellungen bei verschiedenen renommierten Zeitungen. Ein schweres Rückenleiden, das ihn fast sein ganzes Leben lang begleitete, hatte ?apek vor einem Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg bewahrt. Allgemeine Folgen und Erfahrungen der Katastrophe hatten dennoch Spuren in seiner schriftstellerischen Arbeit hinterlassen. Kritische Reflexionen wissenschaftlichen, technischen und kulturellen Fortschritts machten ?apek dabei zu einem entschiedenen Pazifisten und Demokraten, der sich für einen öffentlichen politischen Diskurs einsetzte. Er tat dies nicht nur in seiner fortwährenden Arbeit als journalistischer Kommentator, Autor und Regisseur, sondern auch als Initiator und Teilnehmer regelmäßigen Austauschs von Künstlern, Intellektuellen und Politikern aus der Tschechoslowakei. Politisch wandte sich ?apek gegen Formen von Totalitarismus, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in faschistischen und kommunistischen Tendenzen und Systemen zeigten.

Karel Capek auf Briefmarke aus Tschechien 2010

In der Reihe „Europa: Kinderbücher“ war Karel Capek 2010 in Tschechien vertreten, MiNr. 631.

?apeks Arbeiten beschäftigten sich nicht nur mit der komplexen und zweifelhaften Beschaffenheit menschlicher Identität und Vernunft überhaupt, sondern im Besonderen mit dem Verhältnis von Vernunft und gesellschaftlicher Entwicklung. Gerade zwei seiner bekanntesten  Werke beleuchteten dabei ethische Probleme und kulturell vorherrschende Illusionen, die mit dem Zusammenhang von Innovationen und gesellschaftlichen Prozessen einhergingen. Dafür arbeiteten sie nicht nur mit nüchtern-realistischen und ausschließlich düsteren Darstellungen, sondern auch mit satirischen Elementen. „R.U.R.“ konstruiert eine negative Utopie, in der menschenähnliche Roboter, die zunächst als intelligente und hochfunktionale Arbeitskräfte genutzt worden sind, schließlich ihre menschlichen Schöpfer bedrohen.

Karel Capek auf tschechoslowakischer Briefmarke von 1968

Als Karikatur erschien Capek 1968 auf einer tschechoslowakischen Briefmarke, MiNr. 1833.

Der Roman „Der Krieg mit den Molchen“ von 1936 wiederum handelt von intelligenten Amphibien, die ihren menschlichen Entdeckern im Zuge ihrer Einbindung in zivilisatorische Zusammenhänge in fataler Art und Weise zunehmend gleichen. In Folge ihrer für die Menschen nur anfänglich profitablen Verwicklung in ökonomische und machtpolitische Verhältnisse gehen die Molche zu eigenen Ansprüchen und aggressivem Verhalten über. Die überaus ernsten Probleme, die sich dabei in komplexen und globalen Abhängigkeiten und Ereignissen zwischen Molchen und Menschen ergeben, erkennen letztere jedoch stets erst, wenn sie ihre unmittelbaren eigenen Interessen bedroht sehen. Dann jedoch ist es eigentlich bereits zu spät.

Karel-Capek-BriefmarkeKarel ?apek starb am 25. Dezember 1938 an einer Lungenentzündung. In den Jahren vor seinem Tod hatte er speziell Gefahren durch das nationalsozialistische Deutschland thematisiert, dessen brutale Expansionsabsichten und gewaltsame Ideologie auch die Tschechoslowakei bedrohten. Deren tatsächlicher Entfaltung fiel schließlich auch sein Bruder Josef ?apek zum Opfer. Er wurde 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet.


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Authored by: Marius Prill

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