„Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark“
„Wenn uns zugemutet wird, die Mordwaffe gegen unsere französischen Brüder zu erheben, so erklären wir: Nein das tun wir nicht!“ Weil die gegen den Militarismus kämpfende Sozialistin diesen Satz auf einer Versammlung im Februar 1914 äußert, muss sie eine einjährige Gefängnisstrafe verbüßen. Im Laufe ihres Lebens trifft Rosa Luxemburg aufgrund ihres sozialistischen Kampfes mehrfach auf Widerstand, der schließlich in ihrer Ermordung vor genau 95 Jahren in Berlin gipfelt. Am 5. Mai 1870 erblickt die Tochter eines liberal gesinnten Vaters im damaligen Russisch-Polen das Licht der Welt. Als Nesthäkchen wächst sie in einer harmonischen, kinderreichen Familie auf. Sie entpuppt sich als sehr begabte Schülerin, deren revolutionärer Sinn bereits in jungen Jahren erwacht. Die „Goldene Medaille“, die ihr aufgrund ihrer schulischen Leistungen übergeben werden soll, wird ihr wegen rebellischer Äußerungen verwehrt.
Mit 17 Jahren fühlt sie sich der „Revolutionärsozialistischen Partei Proletariat“ zugehörig, was 1889 dazu führt, dass sie vor einer drohenden Verhaftung in einem Planwagen über die Grenze fliehen muss. Zunächst verschlägt es sie nach Zürich, wo sie das Studium der Natur- anschließend das der Staatswissenschaften aufnimmt. Luxemburg beendet ihre akademische Ausbildung mit der Dissertation „Die industrielle Entwicklung Polens“. Während des Studiums kommt sie mit den russischen Marxisten Plechanow, Axelrod, Parvus und Vera Sassulitsch in Kontakt. Außerdem entsteht eine Beziehung zum polnischen Sozialisten Leo Jogilisch, mit dem sie eine polnisch-sozialistische Partei gründet.
Durch eine Scheinheirat mit Gustav Lübeck erlangt Luxemburg die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie wird in Deutschland ansässig, wo sie 1898 Teil der Dresdner Redaktion der Sächsischen Arbeiterzeitung wird. Sie beendet ihre Tätigkeit jedoch, da sie ihre Reformideen für die Zeitung nicht durchsetzen kann. Anschließend nimmt Luxemburg die Arbeit als freie Schriftstellerin für die „Neue Zeit“ und die sozialistische Tagespresse auf. Da sie mittlerweile ein hohes wissenschaftliches sowie politisches Ansehen erworben hat, wird ihr die Stelle als Chefredakteurin bei der „Leipziger Volkszeitung“ angeboten. Da man ihr jedoch nicht die gleichen Rechte wie ihren männlichen Vorgängern einräumen will, verlässt sie auch diese Zeitung.
Sie bevorzugt es, den Kampf für die Umsetzung sozialistischer Ideen an der Seite von August Bebel, Karl Kautsky und Clara Zetkin weiter aufzunehmen. Mit ihrer Schrift „Sozialreform oder Revolution“, die 1899 veröffentlicht wird, ruft sie den Lesern ins Bewusstsein, dass sowohl Reform als auch Revolution zukünftig von Nöten sein werden. In den kommenden fünf Jahren wird ihr politisches Engagement immer radikaler. 1904 bringt ihre eine Rede gegen den Militarismus schließlich eine erste Haftstrafe von drei Monaten ein.
Trotz einer Erkrankung reist Luxemburg Ende Dezember des darauffolgenden Jahres unter falschem Namen nach Warschau. Unter anderem mit der Schrift „Die revolutionäre Stunde – was nun?“ unterstützt sie die dortigen Sozialisten. Nachdem sie 1906 in polnische Schutzhaft gelangt, erkrankt sie ernsthaft. Aufgrund ihres Zustandes entlässt man Luxemburg jedoch am 28. Juni aus dem berüchtigten Pavillon der Warschauer Festung. Sie nimmt sich vor, die revolutionären Ideen Russlands auch auf das deutsche Denken zu übertragen. 1907 gelingt es der Sozialistin, Schüler aller Richtungen im Zuge ihrer Tätigkeit als Lehrkraft für Nationalökonomie an der Berliner Parteischule zu begeistern.
Als der Erste Weltkrieg ausbricht, nimmt Luxemburg vor allem den Kampf gegen den Militarismus, der sich sogar innerhalb ihrer Partei, der SPD, verbreitet hat, auf. Gemeinsam mit anderen Sozialisten, wie Karl Liebknecht und Clara Zetkin, publiziert sie „Die Internationale“, die alsbald verboten wird. Gegen die Herausgeber der Zeitschrift wird sogar eine Hochverratsanklage ausgesprochen. Die sozialistische Vereinigung lässt jedoch nicht von Veröffentlichungen ab. Sie geben weiterhin ihre „Spartakus-Briefe“ auf illegalem Wege heraus. Aufgrund der Ausgaben erhält die Gruppierung den Namen „Spartakusbund“.
Am 10. Juli 1916 wird Luxemburg, nachdem es ihr misslingt, ihren Freund Liebknecht zu befreien, erneut inhaftiert. In den folgenden Jahren, die sie im Gefängnis verbringt, entstehen innige Briefe an ihre Freunde. Die Nachwelt erhält durch diese Werke ein anderes Bild der sonst als revolutionäre Fanatikerin bekannten Rosa Luxemburg.
Nachdem sie am 9. November 1918 von Breslauern Arbeitern aus dem Gefängnis befreit wird, bringt sie gemeinsam mit Liebknecht „Die Rote Fahne“ heraus. Am letzten Tag desselben Jahres erfolgt auf der ersten Reichskonferenz des Spartakusbundes die Gründung der „Kommunistischen Partei Deutschlands“. Einstimmig wird das linksmarxistische Programm, das Luxemburg ausgearbeitet hat, angenommen. Zwei Wochen später, am 15. Januar 1919, ermorden revolutionäre Freikorpsoffiziere sie und ihren Freund Karl Liebknecht vor dem Edenhotel in Berlin. Rosa Luxemburg geht als starke, kämpferische Persönlichkeit in die Geschichte des Sozialismus ein. Ihr Motto lautete: „Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark“
Großbritannien-Spezial 2016/2017
ISBN: 978-3-95402-165-9
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