Gott und das Geld

John D Rockefeller auf Briefmarke 1955

Im Satz „Kampf gegen die Tuberkulose“ erschien Rockefeller 1955 auf einer belgischen Briefmarke, MiNr. 1033.

Der am 8. Juli 1839 im Bundesstaat New York geborene John D. Rockefeller ging als Personifikation des Kapitalismus und einer der reichsten Menschen überhaupt in die Geschichte ein. Das bis dato ungekannt expansive und dabei aggressive Marktverhalten seines Konzerns, der „Standard Oil Company“, reichte bis zu ausgeprägtem Monopolismus und Kartellbildung. Der Milliardär mit einer calvinistisch-asketischen Lebensauffassung widmete sich dem Gelderwerb mit enormem und selbstgewissem Eifer. Auf seine immensen Gewinne ließ er besonders in den letzten Jahrzehnten seines Lebens eine umfangreiche Wohltätigkeitspraxis folgen. Dabei erschien Rockefeller in der öffentlichen Wahrnehmung bereits zu Lebzeiten als zwiespältige und kontroverse Figur. Der aus kargen ökonomischen Familienverhältnissen stammende John Davison Rockefeller fing nach Schulbesuch und kurzer kaufmännischer Ausbildung im Alter von 16 Jahren an, in Cleveland, Ohio, als Buchhalter zu arbeiten. Noch vor seinem 20. Lebensjahr handelte er zusammen mit einem Kompagnon unter dem Namen „Clark & Rockefeller“ mit Waren wie Getreide, Fleisch oder Salz.

Am Einstieg in die sich zur Mitte des 19. Jahrhunderts herausbildende Ölindustrie, in die Ölgewinnung und -veredelung mit einer eigenen Raffinerie, war Maurice Clark neben dem Chemiker Samuel Andrews noch beteiligt. Doch anders als sein bisheriger Partner war er 1865 nicht bereit, hohe Kredite aufzunehmen, damit die Geschäfte rund um das vor allem für Beleuchtungszwecke reichlich nachgefragte Petroleum ausgeweitet werden könnten. In der in Form einer Auktion ausgetragenen Auseinandersetzung um das Unternehmen setzte sich der seinerseits infinit wachstumswillige Rockefeller durch, und mit Henry Flagler, der ebenfalls seit einigen Jahren im Ölgeschäft tätig war, seinem Bruder William sowie dessen Schwager traten neue Anteilseigner ein.

1870 wurde aus „Rockefeller, Andrews & Flagler“ die „Standard Oil Company“, die sich im Verlauf der nächsten Jahrzehnte zum beherrschenden, 90 Prozent der nordamerikanischen Raffinerien besitzenden Konzern im Ölbusiness und zum weltweit größten Unternehmen überhaupt entwickelte. Es war besonders John D. Rockefeller, bis 1911 Präsident des Konzerns, der gezielt und energisch darauf aus war, andere Unternehmen aus dem Markt zu drängen oder sie aufzukaufen und sich einzuverleiben. Dabei schreckte man u.a. auch vor Industriespionage nicht zurück. Die „Standard Oil“ und ihr Kopf wurden im Zuge dessen nicht nur gefürchtet, sondern auch Gegenstand von Kritik, Karikatur und Satire. Rockefeller als Anaconda, Rockefeller als Krake, und als das neue Jahrhundert begann, Rockefeller im Sinn des US-amerikanischen Kartellgesetzes und mit der Folge der Auflösung von „Standard Oil“ in 34 einzelne Firmen schließlich vor Gericht. Speziell die entstehende Automobilindustrie garantierte Rockefeller, der zudem nach wie vor Anteile an den zahlreichen neu entstandenen Ölfirmen besaß, jedoch weiterhin die Position eines Magnaten.

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Mit dem Rockefeller Center setzte Rockefellers Sohn ein städtebauliches Zeichen.

Nach seinem schon Mitte der 1890er-Jahre begonnen Rückzug aus den täglichen Geschäften spendete er große Geldsummen an wissenschaftliche und medizinische, kulturelle sowie Bildung nicht nur für Eliten, sondern besonders auch für die strukturell ausgeschlossenen Afroamerikaner ermöglichende Einrichtungen. Beispielweise war er an der Gründung der „University of Chicago“ beteiligt, und 1901 rief er das „Rockefeller Institute For Medical Research“ sowie 1913 die „Rockefeller Foundation“ ins Leben, die auch in der Unterstützung der Künste aktiv war. Gewinnmaximierung einerseits wie Spenden auf der anderen Seite stellte Rockefeller in diversen Äußerungen in einem religiösen Licht dar. Die Fähigkeit Geld zu verdienen bezeichnete er dabei als „Gabe Gottes“. So viel als möglich zu „bekommen“, „Geld und noch mehr Geld zu verdienen“, und so viel wie möglich zu „geben“, sei eine „religiöse Pflicht“. Mit seiner Ehefrau Laura Spelman hatte Rockefeller fünf Kinder. Als er im Jahr 1939 starb, blieben Vermögen, Unternehmen und wohltätige Einrichtungen in der Hand der Familie Rockefeller.


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Authored by: Marius Prill

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