„Knöllchenbakterien“ und Milch
Im Jahr 1945 ging der Chemienobelpreis an einen finnischen Biochemiker. Artturi Ilmari Virtanen fand u.a. heraus, wie Pflanzen mithilfe von „Knöllchenbakterien“ – Bakterien in ihren „Wurzelknöllchen“ – Stickstoff aufnehmen und umsetzen. Und auf der Grundlage derartiger „agrikultur-“ und „nahrungsmittelchemisch“ relevanter Erkenntnisse ließen sich landwirtschaftliche Futtermittel und -pflanzen sowie Butter letztlich deutlich besser konservieren. Es war insofern eine offensichtlich praxisnahe Forschung, mit der sich der am 15. Januar 1895 geborene Chemieprofessor aus Helsinki beschäftigte. Virtanen arbeitete seit Beginn der 1930er-Jahre im höchsten akademischen Rang in der finnischen Hauptstadt. Diese war auch der Geburtsort des Wissenschaftlers, der aus sehr einfachen Verhältnissen stammte und zunächst zwischen 1913 und 1919 an der örtlichen Fakultät für Mathematik und Physik studierte. Dort bestimmte Virtanen für sich die Chemie als Königsdisziplin unter den Naturwissenschaften, um dann nach dem Abschluss und der Promotion im Labor des Zentralverbandes der finnischen Molkereigenossenschaft „Valio“ Karriere zu machen. Mit weiteren Studienaufenthalten u.a. in Zürich und Stockholm erweiterte er sein Wissen weiterhin gezielt und war ab Mitte der 20er-Jahre auch als Dozent tätig.
Die Qualität der finnischen Milchproduktion, dies sah Virtanen dort, konnte mit ihrer wirtschaftlichen Rolle nicht Schritt halten. Womöglich trieb das Thema den Forscher allerdings noch aus einem anderen, persönlichen Grund um: Mehrere seiner Geschwister waren als kleine Kinder gestorben. Und mangelhafte Vitaminversorgung durch billige, fettfreie Milch schien ihm im mittlerweile so kenntnisreichen Rückblick ein möglicher Grund dafür gewesen zu sein.
Ab 1933 war Virtanen mehrere Male Kanditat für den Nobelpreis. Speziell die „AIV-Methode“ – benannt mit den Initialen des Finnen – begründete dann schließlich die große Ehrung durch das Stockholmer Komitee. Dass bestimmte wichtige Inhaltsstoffe, Vitamine, Fette und Proteine vor allem in Grünfutter für Kühe während langer kalter Monate verloren gingen, konnte im Anschluss an Virtanens Forschungen ungekannt effektiv mit Methoden der „Sillierung“ – der Gärung von Viehfutter – verhindert werden.
Mit seiner Ehefrau Lilja Moisio, einer Botanikerin, bewohnte der zweifache Familienvater auch selbst eine Farm. Er starb im Alter von 77 Jahren. 1980 erschien er zusammen mit Frans Eemil Sillanpää auf den „Europa“-Briefmarken.
Gedruckter Plattenfehler-Katalog Bund + Berlin 7. Auflage
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