Heine: Ein kosmopolitischer Geist
Am 17. Februar 1856 starb mit Heinrich Heine einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Literaturgeschichte. Unter anderem mit seinem „Buch der Lieder“, einer Lyriksammlung, dem Gedicht „Die Loreley“ oder dem Bericht über die „Harzreise“ erlangte der Lyriker und Schriftsteller seine bis heute anhaltende große Bekanntheit. Wenngleich er international wie hierzulande schon seit längerem so wohlgelitten ist: Heine selbst hatte ein kompliziertes Verhältnis zu seiner zeitgenössischen deutschen Heimat. Denn mit dieser beschäftigte er sich als auch politisch außergewöhnlich sensibler Lyriker wie als scharfsinniger Feuilletonist sehr ernsthaft.
Heinrich Heine kam 1797 als Sohn eines jüdischen Tuchhändlers in Düsseldorf zur Welt. Von seinem Vater wurde er zunächst für eine kaufmännische Laufbahn bestimmt, die vom florierenden Betrieb eines in Hamburg ansässigen Onkels ausgehen sollte. Doch in diesem Bereich tat sich der junge „Harry“ recht schwer. Stattdessen nahm er schließlich ein Studium der Rechtswissenschaft auf. Obwohl es die Literatur war, die ihn in diesen Jahren schon in erster Linie begeisterte, – er besuchte an der Bonner Universität denn auch Vorlesungen beim renommierten Philologen und einflussreichen „Romantiker“ August Wilhelm von Schlegel – hatte der junge Mann eigentlich ernsthafte Ambitionen, auch jenseits von Poesie und Schriftstellerei Geld zu verdienen. Vielleicht ja als Anwalt oder Jura-Professor?
Doch dies offenbarte sich immer wieder immer als äußerst schwierig: Denn in der deutschen Gesellschaft seiner Zeit begegnete auch noch der bereits promovierte Jurist Heine allerorts massiven antijüdischen Ressentiments. So konvertierte er schließlich sogar zum Christentum. Doch die bezweckte Wirkung des formalen Glaubenswechsels blieb aus. Und die gesellschaftlichen Türen blieben verschlossen.
Frustriert nach Frankreich
Es war aussichtslos: Der Ausgegrenzte ging frustriert nach Paris, in das Land der nachrevolutionären Freiheit und Offenheit. Dort, hoffte Heine, würden seine literarischen Veröffentlichungen frei von Intoleranz und reaktionärer Zensur gedeihen können. Letztere war ihm in der zwiespältigen Heimat wegen seiner furchtlosen und scharfzüngigen Schriften auf den Leib gerückt. Denn diese gingen kritisch und spöttisch auf Themen und Figuren des öffentlichen Lebens ein und hätten eine auf demokratische Verhältnisse zielende Revolution auch in deutschen Landen begrüßt. Nicht nur als Künstler, auch als Korrespondent für deutsche Zeitungen wollte Heine von der französischen Metropole aus arbeiten. Daheim war es ihm bisher natürlich immer wieder schwergefallen, Einnahmen zu generieren. Zum Glück war jedoch der Hamburger Onkel nicht nur reich, sondern auch großzügig gewesen.
Heine hatte fortan tatsächlich sowohl als Dichter wie auch als Journalist großen Erfolg. Doch so ganz kam er auch in Frankreich nicht an. Und zwar gerade, weil ihn sein Herkunftsland nicht losließ: In der lebendigen Hauptstadt fand er zwar die Liebe und eine lange währende Partnerschaft mit der von ihm „Mathilde“ gerufenen Crescence Eugénie Mirat. Ansonsten blieb er jedoch auch ein Deutscher im Exil. Heine war in diesem Sinn ein Heimatloser, irgendwie stets ein Außenseiter. Da er aus der Ferne nicht nur über „Französische Zustände“, so der Titel einer bekannten Reihe von politischen Artikeln aus seiner Feder, schrieb, sondern damit gleichzeitig die deutschen kommentierte, nahmen die Spannungen zwischen ihm und den verbotsfreudigen deutschen Mächtigen sogar noch zu.
Aber dies hatte bei aller darin liegenden Belastung auch einen Vorteil: Machte es den Dichter Heinrich Heine doch zu einem weitmaschig und kosmopolitisch denkenden Geist. Als solcher benannte er die Gefahren autoritärer Verhältnisse, die Pluralität und Freiheit beschränken. Und als solcher war er auch beunruhigt über den beginnenden deutschen Nationalismus seiner Gegenwart.
Von Heine stammen die auf beides anwendbaren bekannten Worte: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“
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