Irland – Insel mit Überdrucken
Die Druckerei „Dollard Printing House“ übernahm im ersten Jahr der Unabhängigkeit Irlands den Auftrag zum Überdruck von acht britischen Freimarken. Die Dollard-Aufdrucke lassen sich recht leicht an der Jahreszahl 1922 erkennen, die ohne Punkt abschließt und die eine tief gezogene „lange 9“ aufweisen. Zum 1. April wurde bei den Werten zu 2 ½, 4 und 9 Pence die Aufdruckfarbe in Rot geändert, um bessere Kontraste zur Markenfarbe zu erreichen (MiNr. 3b, 5b, 7b / Hibernian T 9?11) – dank ausreichender Auflagezahlen ohne größere Mehrkosten zu haben. Selten und teurer sind die späten Aufdrucke auf der 4 Pence in Karmin (MiNr. 5c / Hib. T 10A) und 9 Pence in Rosakarmin (7c / T 11A), die auf Juli 1922 datiert werden – für Standardsammler entbehrlich. Alexander Thom & Co. in Dublin war die zweite Druckerei, die Überdrucke vornahm, gegründet vom schottischen Verleger Alexander Thom (1801–1879).
Hibernian-Katalog
Der Hibernian-Katalog berichtet, dass Dollard und Thom sich den ersten Druckauftrag teilten. Anders als Michel gliedert er die bei der Dollard-Serie fehlenden Wertstufen zu 1 ½, 2, 6 Pence und 1 Shilling vom 17. Februar 1922 unter T 15?19 ein (MiNr. 14?15 IV/20 IV/23 IV). Die letzte Aufdruckzeile endet bei Thom-Produktionen mit einem Punkt, die Jahreszahl „1922“ erscheint in gleich hohen Ziffern mit kurzer 9. Wer Irlands Erstausgabe wirklich in Hauptnummern komplett präsentieren will, sollte auf dieses Quartett nicht verzichten. Nachdem Dollard den Druckauftrag verlor, produzierten Thom & Co. ab Juni 1922 die gesamte Serie neu, mit blauschwarzen Überdruckzeilen beziehungsweise den drei genannten Werten in Rot (MiNr. 12 I?23 I). Die drei Höchstwerte zu 2/6, 5 und 10 Shilling wurden relativ spät, im Oktober 1922, auf blauschwarze Thom-Überdrucke umgestellt. Daher blieben die Auflagen dieser MiNr. 9 II–11 II (Hib. T 39?41) zwischen 6000 und 10000 Stück recht gering, gegenüber 20 000 bis 40000 der Dollard-Drucke. Beachtliche Preissteigerungen haben die „Thom Seahorses“ zum teuersten Irland-Satz gemacht. Bereits 1930 notierte Michel das Trio (damals MiNr. 25?27) mit 550 Reichsmark ungebraucht wie gestempelt, während die Dollard-Version jeweils auf 195 Mark kam. Nach Borek 1960 lagen die Kursrelationen bei * 150 zu 57,50 / o 150 zu 85 Mark. Die Michel-Nettopreise von 1971 zeigen für MiNr. 9?11 I bereits * 400 / o 500 Mark, gegenüber * 2300 / o 2890 bei 9?11 II. Ein sauberer Prachtsatz der MiNr. 9?11 I mit Falzresten war bei Nordphila zuletzt mit 170 Euro ausgerufen. Eine „taufrische“ Serie ** mit einem Rand- und einem attestierten Eckrandstück der 10 Shilling startete bei Gärtner Auktionshaus zu 400. Ab 650 waren die Freimarken mit vierzeiligem Aufdruck jeweils auf kleinem R-Briefen vom Februar 1922 nach London zu haben. Mindestens 800 Euro erwartete ein ungebrauchtes Trio der MiNr. 9?11 II. Ein Problem bereitete die Produktion von Rollenmarken mit den häufig benötigten niedrigen Wertstufen, damals noch aus zusammengeklebten Druckbogen hergestellt.
Die Urmarke
Da man damit in Irland keine Erfahrung hatte, erhielt die Firma Harrison in London den Auftrag zur Produktion. Sie stellte auch die Aufdrucke für die entsprechenden Markenrollen zu ½, 1, 1 ½ und 2 Pence her, die ab 19. Juni 1922 zur Verwendung kamen (MiNr. 12 II?15 II / Hib. T 20? 24). Die Aufdrucke entsprechen den Thom-Typen, wirken aber etwas fetter und glänzend schwarz. Die Zähnung der Rollenmarken erscheint zudem an zwei gegenüber liegenden Seiten abgeschnitten; für perfekte Zähnung gelten Aufschläge ab 50 Prozent. Im November/Dezember 1922 kamen die letzten „Rialtas-Überdrucke“ von Thom zur Ausgabe. Die Werte zu ½, 1, 1 ½, 2 Pence und 1 Shilling erhielten einen etwas weiter gesetzten, blauschwarz glänzenden Aufdruck (MiNr. 12?15, 23 III / Hib. T 42?46). Und bei der rot überdruckten 9 Pence wurde nun die Urmarke in geändertem Oliv statt Violettbraun eingesetzt (MiNr. 24 / Hib. T 36).
Text: Michael Burzan / Abb.: Delcampe, Nordphila, J&K
Bildunterschrift Titelbild:
Die ersten Werte von Thom und Farbänderung des Aufdrucks bei drei Dollard-Drucken.
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