Zugkraftstärkste Lok der Welt
Eine in Kassel gebaute Lokomotive erschien am 15. November auf einem norwegischen Sonderstempel. Die IORE mit 10.800 Kilowatt Leistung kann bis zu 8600 Tonnen schwere Erzzüge schleppen – die Nutzlast liegt bei 6880 Tonnen. Insgesamt entstanden bislang 13 Doppellokomotiven. Die ersten neun brachten jeweils 300 Tonnen auf die Waage, was bei zwölf Achsen eine Achsfahrmasse von 25 Tonnen bedeutete. Die zuletzt gelieferten vier Maschinen haben bei 360 Tonnen Gesamtmasse eine Achsfahrmasse von 30 Tonnen. Im traditionsreichen Kasseler Henschel-Werk, heute zum Bombardier-Konzern gehörend, erfolgte noch nicht die endgültige Montage. Zahlreiche Teile wurden erst in Schweden eingebaut, da die Lokomotiven für weite Abschnitte der deutschen, dänischen und schwedischen Strecken südlich Luleås zu schwer sind. Beispielsweise erfolgte die Überführung der Drehgestelle separat. Jede IORE trat ihre Reise auf Hilfsdrehgestellen an. Erbaut wurden die 45,8 Meter langen Maschinen für die MTAB, die Bahngesellschaft des Bergwerkbetreibers LKAB. Vor allem dessen Züge nutzen die Strecke Luleå – Gällivare – Kiruna – Riksgränsen – Narvik.
In Schweden spricht man denn auch von der Malmbanan, der Erzbahn. Hinter der norwegisch-schwedischen Grenze heißt die Strecke Ofotbanen (Ofoten- oder Lofotenbahn). Sie hat keinen Anschluss an das übrige norwegische Streckennetz, das in Bodø endet. Erbaut wurde die Gesamtstrecke zwischen 1884 und 1902 zum Abtransport des in Lappland gewonnenen Eisenerzes.
Zunächst errichtete eine britische Gesellschaft den zwischen 1884 und 1888 eröffneten Abschnitt Luleå – Gällivare. Schnell stellte sich heraus, dass die Strecke nicht ausreichte. 1891 ging sie an die Staatsbahnen über. Statens Järnvägar (SJ) ertüchtigten sie und verlängerten sie 1898 nach Kiruna. Allerdings hatte man damals schon erkannt, dass eine innerschwedische Lösung nicht ausreichte, da der Hafen von Luleå nicht eisfrei war. 1898 beschloss daher der Reichstag, die Strecke an den Ofotfjord in Norwegen zu verlängern. Damals bestand die schwedisch-norwegische Personalunion noch.
Im November 1902, vor 110 Jahren also, erreichten erstmals Erzzüge Narvik. Die Stadt entstand übrigens erst durch die Ofotbanen. Deren offizielle Inbetriebnahme durch König Oscar II. erfolgte erst am 14. Juli 1903. Anfangs fuhren noch Dampfzüge. Die Elektrifizierung ließ aber nicht lange auf sich warten. Bereits 1915 bedienten elektrische Züge den Abschnitt Kiruna – Riksgränsen, ab 1922 die gesamte Strecke. Die schwedisch-norwegische Linie gehörte somit zu den ersten bedeutenden Bahnverbindungen mit elektrischem Betrieb in Europa. Zum Einsatz kam das mitteleuropäische System mit Einphasenwechselstrom, der 15 Kilovolt Spannung und 16,7 Hertz Frequenz führte.
Mit wachsenden Leistungen der Triebfahrzeuge wurde die Strecke ausgebaut. In den sechziger Jahren stand die Ertüchtigung für 25 Tonnen Achsfahrmasse auf dem Programm. Seit den neunziger Jahren erfolgt der Ausbau für 30 Tonnen, der noch nicht hundertprozentig abgeschlossen ist. Allerdings kann die MTAB durchgehend 30-Tonnen-Züge einsetzen, da die Streckengleise 30 Tonnen vertragen. Andere Güterzüge und die naturgemäß leichteren Reisezüge werden gegebenenfalls auf noch nicht ertüchtigte Gleise geleitet. Der übrige Güterverkehr und der Reisezugverkehr spielen aber nur eine geringe Rolle. In der Hauptsache fahren beladene Erzzüge nach Narvik und leere zurück. Gewöhnlich verkehren Züge mit 68 Wagen, die jeweils 100 Tonnen Nutzlast fassen. Die IORE hat also noch eine kleine Leistungsreserve. Beladene Züge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 60, unbeladene von 70 Kilometern pro Stunde. Zugelassen ist die IORE für Tempo 80. Mit 1400 Kilonewton Zugkraft gilt sie als zugkraftstärkste Lokomotive der Welt. Da die in Europa übliche Schraubenkupplung den Zugmassen nicht gewachsen ist, erhielten Lokomotiven und Wagen Mittelpufferkupplungen der russischen Bauart SA3.
Zum 110. Jahrestag der Inbetriebnahme der Ofotbanen legte die Norwegische Post am 15. November einen Sonderstempel auf. Sie erhalten ihn bei Posten Norge, Narvik postkontor, Postboks 0794, 8510 Narvik. Schreiben Sie auf Ihre Bestellung einfach „Motivdatostempel Ofotbanen 110 år“ und danken für die ordentliche Stempelung mit „Mange takk!“ Das Porto von Norwegen nach Deutschland beträgt für den 20-Gramm-Standardbrief mit A-Post 13 und mit B-Post zwölf Kronen. Annahmeschluss ist der 30. November.
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