Exzentrische Diva

Posted on 26. März 2013 by Tanja Uhde in Europa und Übersee with 0 Comments

Verdiente sie den Ruhm, den sie erlang? Über diese Frage scheiden sich die Geister. Die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt (geboren am 22. Oktober 1844 als Marie Henriette Rosine Bernardt), gestorben heute vor 90 Jahren, gehörte in jedem Fall zu den berühmtesten Darstellerinnen ihrer Zeit, des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die große Faszination, die sie hervorrief, ist sicherlich auch ihrem divengleichen Auftreten geschuldet und nicht zuletzt ihrem Hang zum Extremen. Auch ihre zahlreichen Liebhaber boten der Klatschpresse reichlich Stoff. Welche von den zahlreichen Geschichten, die sich um sie ranken, nun der Wahrheit entspricht, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Ob sie tatsächlich regelmäßig in einem Sarg schlief und dort auch ihre Rollen studierte, weiß der Himmel. Die Fotos zumindest, die sie davon machen ließ, verkauften sich. Ihre Wohnung soll einen Zoo aus heimischen und exotischen Tieren beherbergt haben, die sie auch auf Reisen begleiteten.

Der Duc de Morny, ein Halbbruder Napoleons III. und der Liebhaber ihrer Mutter, ermöglichte letztlich den Aufstieg der Bernhardt. Er finanzierte ihre Schauspiel-Ausbildung an der renommierten Comédie-Française in Paris. 1868 hatte sie ersten großen Erfolg am Odéon in einer Rolle in „Kean“ von Alexander Dumas dem Älteren. Nach einer Theaterpause während des Deutsch-Französischen Kriegs kehrte sie an die Comédie-Française zurück, wo sie nun ein Erfolg nach dem nächsten erwartete. Sie spielte sowohl in klassischen Dramen (oft auch Hosenrollen) als auch in modernen Gesellschaftsstücken. Als ihre Paraderollen galten die Phädra in der gleichnamigen Tragödie von Jean Racine und die Kameliendame, eine Figur, die ihr Alexander Dumas der Jüngere auf den Leib geschrieben haben schien. 1911 spielte sie die Kameliendame auch in einem Stummfilm unter der Regie von Louis Mercanton.

Vor allem die Amerikaner liebten ihre Bernhardt, und sie dankte es ihnen mit ausgedehnten Tourneen in Übersee. Ein tragischer Unfall ereignete sich 1905 in Rio de Janeiro, wo sie in einer Aufführung von Victorien Sardous „La Tosca“ spielte. Bei einem Sprung von einer Mauer auf der Bühne wurde ihr rechtes Knie so stark verletzt, dass zehn Jahre später das Bein amputiert werden musste. Fortan spielte sie im Sitzen.

Die Franzosen liebten ihre große Diva, die sie auch „la voix d’or“, die goldene Stimme, nannten. 1914 wurde sie in die französische Ehrenlegion aufgenommen. Gleichermaßen wurde sie von kritischen Stimmen begleitet. George Bernhard Shaw sagte über Sarah Bernhardt: „Ich wünsche ihr jeden erdenklichen Erfolg, werde sie aber ganz sicher nie als Theaterkünstlerin ersten Ranges behandeln, es sei denn, sie zahlte mich angemessen dafür.“ Die Künstlerin starb am 26. März 1923 in Paris im Alter von 78 Jahren.

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