
Von der Evolutionstheorie „beseelt“
Schon während seines Medizinstudiums ging er zoologischen Themen nach, seine Dissertation beschäftigte sich mit Flusskrebsen, und mit Beginn der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts betrieb der am 16. Februar 1834 geborene Ernst Haeckel seine biologischen Forschungen und Lehre als Professor an der Universität in Jena. Seine „Generelle Morphologie der Organismen“ erschien 1866 sieben Jahre nach Darwins „Entstehung der Arten“, und wie in dieser zeigte sich auch in der wiederum zwei Jahre später veröffentlichten „Natürlichen Schöpfungsgeschichte“ ein großer evolutionstheoretischer Einfluss. Mehr noch, in letztgenannter Veröffentlichung betrieb Haeckel wie auch in diversen folgenden Publikationen und Vorträgen nicht zuletzt eine auf leichtere Verständlichkeit zielende Verbreitung der Darwinschen Erkenntnisse jenseits der naturwissenschaftlichen Fachwelt. Als in Deutschland maßgeblicher Vertreter der Evolutionstheorie wurde er gelegentlich als „Affen-Professor“ verspottet und befand sich in einem andauernden Konflikt mit den Kirchen und Vertretern der etablierten christlichen Schöpfungsvorstellungen.
Diesen stellte Haeckel sein eigenes evolutionstheoretisch beeinflusstes, aber über biologische Fragen hinausgehendes Konzept eines naturwissenschaftlich begründeten, philosophischen „Monismus“ entgegen. Jene weitreichenden Vorstellungen kamen speziell in seinem vielfach übersetzten und verkauften Buch „Die Welträthsel. Gemeinverständliche Studien über Monistische Philosophie“ von 1899 zum Ausdruck, und auch der 1906 gegründete „Deutsche Monistenbund“ widmete sich Haeckels Spekulationen zu einer Einheit von beseelter Materie und materiell bedingtem Geist nach Maßgabe der Naturgesetze.
Nicht nur in seine wissenschaftlichen Arbeiten fügte Haeckel zahlreiche Zeichnungen verschiedener Arten, besonders von Meerestieren, ein, die er selbst anfertigte. Zwischen 1899 und 1904 veröffentlichte und machte er die „Kunstformen der Natur“ auch in der gleichnamigen, insgesamt zehnteiligen und in hoher Zahl verkauften Reihe von Bildbänden bekannt. Speziell im Zuge seiner zahlreichen Studienreisen zum Beispiel nach Indien, Sumatra, Palästina und Syrien bestimmte Haeckel selbst mehrere hundert der von ihm mit ausgeprägtem zeichnerischen Geschick festgehaltenen Arten.
Im Zuge seiner Rezeption der Arbeiten Darwins entwickelte Haeckel beispielsweise seine „biogenetische“ Theorie der „Rekapitulation“, dem wiederholenden Durchlaufen von stammesgeschichtlicher Phylogenese in der individualgeschichtlichen Ontogenese. Haeckel, der bis zu seinem Lebensende in der in seinem Auftrag erbauten „Villa Medusa“ in Jena lebte und dort nicht nur maßgeblich an der Einrichtung eines universitären zoologischen Institutes beteiligt war, sondern 1918 auch noch die Ansiedelung des späteren „Ernst-Haeckel-Museums“ in seine Wohnstätte verfügte, hatte nach dem frühen Tod seiner ersten Ehefrau Anna in zweiter Ehe drei Kinder.
Neben der biologisch-fachlichen Betrachtung der Leistungen und Mängel seiner wissenschaftlichen Ergebnisse sind im Besonderen Äußerungen Haeckels über die unterschiedliche Wertigkeit von verschiedenen menschlichen „Rassen“, die er teilweise im Zusammenhang mit nationalistischen Aussagen in der Zeit des Ersten Weltkrieges tätigte, und die Tötung von behinderten und kranken Menschen kritisiert worden. Dabei ist diskutiert worden, inwiefern Haeckel ein Vertreter sozialdarwinistischen Denkens und Befürworter eugenischer Vorgehensweisen war. Nach seinem Tod im Jahr 1919 wurden Schriften und Äußerungen Haeckels im Kontext der nationalsozialistischen Euthanasie und Rassenideologie herangezogen.

Ostafrika
ISBN: 978-3-95402-372-1
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