Gewogen und zu schwer befunden…
Kaum eine Frau hat ihn noch nie ausgerechnet. Man tippe in den Taschenrechner das eigene Gewicht in Kilogramm ein und teile es durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Zeigt das Display eine Zahl zwischen 19 und 24 an, kann man beruhigt sein, denn man liegt im Bereich des Normalgewichts. Die Formel zur Berechnung des Body Mass-Index (BMI) hat die Nachwelt dem Mathematiker und Astronomen Adolphe Quetelet zu verdanken, an dessen 140. Todestag wir heute erinnern möchten. In der alten Handelsstadt Gent wird Quetelet am 22. Februar 1796 geboren. Früh entdeckt er seinen Hang zur Mathematik. Bereits im Jugendalter erzielt er solch ausgezeichnete Ergebnisse auf diesem Gebiet, dass er im Alter von nur 18 Jahren als Lehrer am Gymnasium seiner Vaterstadt tätig sein darf. In den folgenden Jahren widmet sich der Wissenschaftler neben der Mathematik auch der Philosophie, sodass er 1819 den Doktorgrad in diesem Fach erwirbt. Quetelet wird an das Athenäum zu Brüssel berufen und weitet seine Studienfelder nun auf die Physik und Astronomie aus. König Wilhelm sendet ihn daher nach Paris aus, sodass er durch die anregenden Geister Frankreichs eine höhere Ausbildung in diesen Wissenschaftszweigen bekommen kann.
Ab 1825 veröffentlicht der Wissenschaftler eine Vielzahl von Schriften, darunter die Fachzeitschrift „Correspondance mathématique et physique“ sowie einige Publikation zur Astronomie und Physik. Darüber hinaus gelingt es ihm 1829, seine Pläne für eine Sternwarte in Brüssel umzusetzen. Der mit Quetelet innig befreundete Naturforscher Alexander von Humboldt bezeichnet diese nach der Fertigstellung als vollkommenste Sternwarte seiner Zeit.
Nach einigen Studienreisen durch England, Schottland, die Schweiz, Italien und Deutschland nimmt der Astronom im Jahr 1832 seine Arbeit im Observatorium auf. Doch die Tätigkeit bildet nur einen Teil seiner Aufgaben. Er übernimmt außerdem die Lehrkanzlei der Astronomie und Geodäsie in Brüssel und hält eine Vielzahl von öffentlichen Vorträgen im Bereich der Astronomie.
Insgesamt liegt das Hauptaugenmerk des Wissenschaftlers in den folgenden Jahren auf den astronomischen und meteorologischen Forschungsgebieten. An die Stelle der Fachzeitschriften im Bereich Mathematik und Physik treten die beiden Quellenwerke „Annales de l’observatoire“ sowie „Annuaire de l’observatoire“. Die meteorologischen und phänologischen Beobachtungen, die er über die Jahre sammelt, publiziert er 1864 in seinem großen Werk „Sur le climat de la Belgique“, nachdem er der Wissenschaft seinen seit 1848 angelegten Sternenkatalog zur Verfügung stellte.
Quetelet setzt sich in den letzten Jahren seines Lebens stark dafür ein, einen Kongress für Meteorologie ins Leben zu rufen. Er strebt ein internationales Beobachtungsnetz für Wetterphänomene an, das durch einheitliche Prinzipien ausgewertet werden soll. Im Jahr 1873 wird sein Traum verwirklicht. Im Zuge der Wiener Weltausstellung wird im September ein Meteorologenkongress abgehalten. Sein Sohn, eine bereits anerkannte Persönlichkeit im Brüsseler Observatorium, vertritt den erkrankten Adolphe Quetelet.
Am 17. Februar 1874 stirbt der Vollblutwissenschaftler. Er hinterlässt der Nachwelt eine Vielzahl neuer Erkenntnisse und großer Werke. Von den 65 Schriften, die Quetelet veröffentlichte, zählen „Sur l’homme“ und „Système social“ zu den bekanntesten. Aufgrund seiner großen Verdienste wird Adolphe Quetelet berechtigterweise von der Geschichte der Wissenschaften in eine Reihe mit Wissenschaftlern wie Gottfried Wilhelm Leibniz und Blaise Pascal gestellt.
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