Vermisst nach Flug über Frankreich
Er gehört wohl zu den bekanntesten Musikern in der Geschichte des Jazz. Seine Schaffensphase war ebenso kurz wie erfolgreich. Die Umstände seines Todes sind rätselhaft. Neugierig geworden? Dies sind die Fakten, die den Jazz-Posaunisten und Komponisten Glenn Miller zu einer Legende machten. Alton Glenn Miller wurde am 1. März 1904 in Iowa geboren. Schon im Orchester der Highschool spielte der kleine Glenn die Posaune. Einige Semester seines Studiums finanzierte er als Posaunist in der Big-Band seiner Universität. Diese Zeit nutzte er auch, um Geld zu sparen und so ein finanzielles Polster für sein erstes eigenes Bandprojekt zu bekommen.
Der talentierte junge Künstler nahm im Folgenden zahlreiche Engagements für bekannte Bandleader wahr. Der wohl bekannteste Name hierbei ist Benny Goodman, der in den frühen 30er-Jahren mit seiner Bigband viele Erfolge feierte und den Swing weltweit populär machte. Die Musiker, die bei Goodman sonst noch mitgewirkt haben, lesen sich wie ein „Who’s who“ der damaligen Musikwelt, zu nennen sind unter anderem die Sängerinnen Ella Fitzgerald und Helen Ward.
Mit seiner Band bekam er einen dreimonatigen Vertrag in einem Casino auf Long Island. Der Erfolg darin bestand nicht in den Gagen, die nicht sehr hoch gewesen sein sollen, sondern in den regelmäßigen Radioübertragungen, die seinen Sound überregional bekannt machten. Der Erfolg stellte sich recht schnell ein. Markant war das spezielle Arrangement, in dem die Klarinette die Führung der Bläsersätze übernahm. Obwohl er auch eigene Songs schrieb, war der einzige große Hit aus seiner Feder „Moonlight Serenade.“ Diese romantisch-einschmeichelnde Melodie wurde ursprünglich für eine Kompositionsklasse in der Universität geschrieben. Dass sie ein Hit wurde, ist Zufall. Man wollte einfach probieren, wie er „wirklich“ klingen würde. Die erste Aufnahme von 1934 ist legendär. Gerade der größte Erfolg Millers, „In the Mood“, ist keine Eigenkomposition, sondern wurde von Joe Garland geschrieben. Die erste Goldene Schallplatte der Musikgeschichte bekam er 1942 für das Lied „Chattanooga Choo Choo“. Die beeindruckende Musikerkarriere des jungen Künstlers wurde vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen.
1942 meldete sich Miller freiwillig für den Militärdienst, um gegen das nationalsozialistische Deutschland zu kämpfen. Er wurde der Air Force zugeteilt und nutzte den Dienst, um ein Militärorchester zu leiten. Diese Militär-Big-Band war deutlich Jazz-orientierter, als die vorherigen Bands. Seit dem 15.Dezember 1944 wird ein Flieger mit Captain Glenn Miller an Bord bei einem Flug über Frankreich vermisst. Über die Umstände seines Todes kann nur spekuliert werden, da eine vermisste Maschine in Kriegszeiten nicht die Aufmerksamkeit genießt, wie es in Friedenszeiten der Fall sein dürfte. Am 24. Dezember 1944 wurde der Tod Glenn Millers durch die US-amerikanische Armeeführung offiziell bekannt gegeben. Wie viele große Künstler lebt er aber durch seine Musik weiter. Viele der Musiker, die mit und bei ihm gelernt hatten, mehrten seinen Ruhm in der Nachwelt, als die Welle des Swing über das Nachkriegseuropa schwappte, war der Sound Glenn Millers aus jeder Jukebox zu vernehmen. Das Glenn Miller Orchester geht auch heute noch auf Tour. Aber auch in den Boulevardblättern blieb der Name Millers bekannt, unter anderem durch immer wieder neue Theorien zu seinem Tod.
1953 kam der Film „The Glenn Miller Story“ in die Kinos. Die Hauptrolle spielte James Stewart, der bis dahin vor allem als Western-Protagonist bekannt geworden war, aber auch als das Gesicht einiger Hitchcock Verfilmungen, wie „Das Fenster zum Hof“ oder „Vertigo“. In Erinnerung bleibt dieser Film vor allem durch den Soundtrack, der die bekanntesten Songs von Glenn Miller beinhaltet. Dieser Soundtrack war für vier Wochen auch in den Albumcharts der Bundesrepublik vertreten. Die Glenn-Miller-Story war der Anlass für weitere Bandleader Biografien. Als Nachfolgeprojekt kam die Biografie Benny Goodmans nach Hollywood und viele weitere Swing-Filme sollten folgen.
Ganzsachen Deutschland 2021/2022
ISBN: 978-3-95402-374-5
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