Der Blick nach Innen
Mit ihren oft düster und geheimnisvoll erscheinenden Landschaften, dem Blick gen Horizont, auf das Meer, in den Nebel oder den Wald hinein geht von seinen Bildern eine nachdenkliche und melancholische Stimmung aus. Caspar David Friedrich, geboren am 5. September 1774, gilt als bekanntester deutscher Maler der Romantik. Früh in seinem Leben erlebte der Künstler Schlimmes: Sein jüngerer Bruder rettete ihn vor dem Ertrinken. Und kam dabei selbst zu Tode. Tatsächlich starben noch weitere der zahlreichen Geschwister Friedrichs im Kindesalter. Auch die Mutter starb schon früh. Durch Zeichenunterricht bestärkt, verließ er als junger Mann seine Geburtsstadt Greifswald und ging nach Kopenhagen, um Kunst zu studieren. Im Anschluss ließ sich Friedrich in Dresden nieder, wo er u.a. Bekanntschaft mit dem Kollegen Philipp Otto Runge, einem weiteren großen malenden Romantiker, machte.
Während diverser Reisen in verschiedene deutsche Regionen, etwa den Harz oder auf die Insel Rügen, suchte der mittlerweile auch in Öl malende Friedrich immer wieder die Natur und fand dabei künstlerische Anregung. Erfreute sich seine Kunst am Beginn des neuen Jahrhunderts einiger Anerkennung und auch finanziellen Erfolges, ließ die allgemeine Wertschätzung mit Beginn der 1830er-Jahre nach. Das kulturelle Phänomen der Romantik in Literatur, Bildender Kunst und Lebensgefühl der Menschen verlor insgesamt an Schwung. Mit seiner Ehefrau Caroline Bommer, die er 1818 heiratete, hatte Friederich, der zeitweilig auch Professor der Königlichen Kunstakademie in Dresden war, drei Kinder. Bereits seit Jahren durch Schlaganfälle stark geschwächt, starb er im Alter von 65 Jahren.
Der Blick auf nicht selten ohne Bildpersonal auskommende Landschaften, ob im „Kreidefelsen auf Rügen“, in „Der Wanderer über dem Nebelmeer“– das, wie öfter bei Friedrich, die Rückseite einer Person, eine „Rückenfigur“, zeigt– oder „Der Mönch am Meer“, bedeutet in den Ölbildern Caspar David Friedrichs besonders den Blick nach innen. Obwohl er überaus detailreich und virtuos malte, interessierte ihn weniger die „realistische“ Wiedergabe beobachteter Wirklichkeit. Vielmehr werden in Friedrichs Gemälden anhand erdachter Natur-Szenerien Empfindung und Erleben des Individuums und dabei vor allem Melancholie, Einsamkeit, Angst und Sehnsucht thematisiert. Auch geht es in den Werken des Protestanten um Religiöses, auf das Jenseits gerichtete Reflexion, Hoffnung und aus dem Glauben geschöpfte Kraft sowie eine mystische Versenkung in die gottgeschaffene Natur. Politisches, zum Beispiel im Fall in typischer zeitgenössischer Patrioten-Tracht gekleideter Personen, die in Gemälden zu sehen sind, spielte ebenfalls mit in die Friedrichsche Kunst hinein. War der Maler doch entschiedener Gegner der napoleonischen Besatzung und Befürworter einer deutschen Nation. Doch war es Friedrich wichtig, dass seine Bilder offen gehalten waren und beim Betrachter geistige und emotionale Prozesse auslösten, statt offensichtlich bestimmte Inhalte oder Botschaften zu vermitteln. Was zählte, war eher die Stimmung. Geheimnisvoll, mitunter bedrückend oder bedrohlich-wie ein Spiegel seelischer Verfassung und Geschehens scheinen Friedrichs Landschaften, denen der Betrachter begegnet, mit denen er verschmelzen und ins Schwelgen geraten kann und die seinen Blick auf die Welt und sich selbst, ins Innere, richten.
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