John F. Kennedy – 35. Präsident der USA
Am 29. Mai wäre der 35. Präsident der USA 100 Jahre alt geworden. Die letzten Momente seines Lebens sind trauriger Bestandteil der Geschichte: Der junge amerikanische Präsident, wie er neben seiner adrett gekleideten Ehefrau auf dem Rücksitz eines Cabrios sitzt und grüßend an seinen texanischen Wählern vorbeifährt – diese letzte Szene in John Fitzgerald Kennedys Leben hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. „Jetzt sind wir im Land der Verrückten“, soll er zu seiner Frau Jaqueline gesagt haben, als beide in Dallas aus dem Flugzeug stiegen. Der demokratische Präsident war in den Südstaaten, in denen die Menschen traditionell eher den Republikanern zugeneigt sind, nicht sonderlich beliebt. Die Fahrt durch die Straßen war dazu gedacht, das Image des Präsidenten in Texas zu verbessern.
Republikaner als Gegner
Obwohl Kennedy mit den „Verrückten“ vermutlich am ehesten auf seine republikanischen Gegner angespielt hatte, soll ihn ein Mann erschossen haben, der dem Marxismus zugeneigt war: Lee Harvey Oswald. Zum Prozess kam es nie, denn nur zwei Tage nach Kennedys Ermordung wurde der mutmaßliche Täter selbst ein Opfer der Waffengewalt. Noch heute rankt sich manche Verschwörungstheorie um die Umstände der Ermordung Kennedys und darum, ob Lee Harvey Oswald der einzige Schütze gewesen sei.
Die nur dreijährige Regierungszeit John F. Kennedys war von großen weltpolitischen Umwälzungen geprägt: dem Bau der Berliner Mauer, der Kubakrise, der Eskalation des Vietnamkriegs, der ersten Schritte in der bemannten Raumfahrt und der Zeit des zivilen Ungehorsams in der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Legendär wurde in dieser Zeit Kennedys Ausspruch: „Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger Berlins, und deshalb bin ich als freier Mensch stolz darauf, sagen zu können: ‚Ich bin ein Berliner‘.“ In die Berliner Westsektoren war er als erster US-Präsident überhaupt gereist. Anlass war der 15. Jahrestag des Beginns der Luftbrücke. Am 26. Juni 1963 sprach er vor dem Rathaus Schöneberg – während der Teilung der Stadt der Sitz des Abgeordnetenhauses und des Regierenden Bürgermeisters – vor 400.000 Zuhörern.
Berliner Rede
Ebenfalls weithin bekannt, wenn auch in geringerem Maße als der Satz aus seiner Berliner Rede, wurde ein Absatz aus Kennedys Antrittsrede, in dem er das amerikanische Volk aufrief, sich mit voller Energie für den Erhalt der Freiheit einzusetzen. Jene Energie werde im gesamte Land leuchten und der Schein dieses Feuers ein Licht sein für die Welt.
Trotz der von der Sowjetunion sowohl in Berlin als auch auf Kuba ausgelösten Zuspitzungen gelang es Kennedy zusammen mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, wegweisende Schritte zur Entspannung hin zu tun. Bereits Dwight David Eisenhower, Kennedys Vorgänger, hatte die nach ihm benannte Doktrin aufgehoben, welche die Ausdehnung des sowjetischen Machtbereichs beenden sollte.
Kennedy und Chruschtschow richteten eine direkte Telexverbindung zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml ein, das „Rote Telefon“. Mit der Sowjetunion und mit Großbritannien schlossen die USA ein Abkommen zum Ende der Atomtests. Für die Erforschung des Weltraumes strebte Kennedy die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion an, die nach seinem Tod aber nicht zustande kam.
So kurz John F. Kennedys Präsidentschaft war, wurde er doch in dieser kurzen Zeit zu einer Ikone seiner Zeit. In Aufzählungen der bedeutendsten US-Präsidenten steht Kennedy stets weit oben – ähnlich wie Abraham Lincoln, der rund 100 Jahre vor ihm regierte und ebenfalls einem Attentat zum Opfer fiel.
Text: Julia Frese / Abb.: www.ansichtskarten.com
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