775 Jahre Cölln
Am 28. Oktober 1237 bezeugte Pfarrer Symeon von Cölln die Beendigung des seit 1210 tobenden Brandenburger Zehntstreits. Auf diese Abgabe hatten sowohl die Markgrafen als auch die Bischöfe Brandenburgs Anspruch erhoben. Papst Gregor IX. regte einen Kompromiss an. Demnach erkannten die weltlichen Herrscher zwar das Recht der Geistlichkeit auf den Zehnten an. Die Einnahmen aus den Gegenden, die bislang an die Markgrafen zahlten, sollten aber weiterhin diesen und ihren Nachkommen zufließen. Zum Ausgleich mussten die Markgrafen eine Abgabe an die Kirche entrichten.
Wie so manches ähnliche Ereignis jener Jahre wäre der Brandenburger Zehntstreit heute nur noch Historikern ein Begriff, hätte Symeon nicht die Vereinbarung bezeugt, von der nur eine am 12. Februar 1238 ausgefertigte Bestätigungsurkunde vorliegt. Erstmals erschien auf den beiden Dokumenten – dem nicht erhalten gebliebenen vom 28. Oktober 1237 und dem vom 12. Februar 1238 – nämlich der Name der Siedlung Cölln. 1244, also sieben Jahre später, wurde dann auch das am anderen Ufer der Spree gelegene Berlin auf einem amtlichen Papier erwähnt.
Beide Siedlungen sind natürlich deutlich älter. Archäologische Funde belegen menschliche Aktivitäten schon vor rund 60.000 Jahren. In einem Haus an der Breiten Straße 28 entdeckten Forscher einen Holzbalken, der nach dendrologischen Messungen aus der Zeit um 1170 stammt. Die Gründung Cöllns geht mutmaßlich auf die Initiative der Markgrafen von Brandenburg zurück. Berlin zählte wahrscheinlich zu den bürgerlichen Städten. Darauf weisen eindeutig die bereits um 1200 entstandene Kirche St. Nikolai und das Nikolaiviertel hin. Nach Nikolaus, dem Patron der Kaufleute, benannte Kirchen wurden gewöhnlich von der Kaufmannschaft gestiftet.
Wohl um 1240, möglicherweise aber sogar schon 1237, erhielten Cölln und Berlin das Stadtrecht zugesprochen. 1307 erfolgte dann der Zusammenschluss der beiden Städte. Obwohl Cölln älter war, setzte sich der Name der Nachbarstadt durch. 1415 ging die Mark in den Besitz der Familie Hohenzollern über. 36 Jahre später, 1451, war das kurfürstliche Schloss vollendet. Somit zählte Berlin zu den Residenzstädten. Wenig bekannt ist, dass Berlin der Städtehanse angehörte. Das Datum des Beitritts ließ sich bislang nicht ermitteln. Auch tat sich Berlin nicht durch überlieferte Aktivitäten oder Initiativen hervor. Nachweislich endete aber 1518 die Mitgliedschaft, ob durch Austritt oder Ausschluss ist unter Historikern umstritten.
In den folgenden Jahrhunderten wuchs Berlin stetig – aus eigener Kraft und durch Eingemeindungen. Dank der Eingemeindungen kennt die Berliner Geschichte heute mehr als die beiden Ersterwähnungen. Auf der Cöllner Urkunde basiert seit 1937, als 700 Jahre gefeiert wurden, der offizielle Geburtstag Berlins. Somit begehen wir in diesem Jahr den 775. Gründungstag. Zwei Stadtteile sind indessen deutlich älter. Spandau wurde bereits 1197 erstmals urkundlich erwähnt. Das Jahr der Stadterhebung ist bislang nicht bekannt. 1232, also fünf Jahre vor der ersten Erwähnung Cöllns, bestätigten die Markgrafen Johann I. und Otto III. Spandaus bereits bestehendes Stadtrecht. Auf dieser Urkunde basierten beispielsweise die 750-Jahrfeiern von 1982. 1224 bekam Cöpenick, 1209/10 erstmals urkundlich erwähnt, die Stadtrechte verliehen. Dafür zeichneten allerdings nicht die Askanier – zu diesem Haus gehörten Johann I. und Otto III. verantwortlich, sondern die Wettiner, die sich erst 1245 nach der Niederlage im Teltow-Krieg aus dem heutigen Brandenburg zurückziehen mussten.
In wenigen Tagen, am 28. Oktober, begeht Berlin den 775. Jahrestag der Ersterwähnung Cöllns. Die Deutsche Post legt aus diesem Anlass einen Umschlag auf, der heute seinen Erstverkaufstag hat.
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