Ford lehnte ab
Zu den Erfolgsgeschichten der deutschen Wirtschaft gehört der Aufstieg von Volkswagen. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich das einstige Staatsunternehmen zu einem Weltkonzern, dessen Führung anstrebt, noch in dieser Dekade die Nummer Eins weltweit zu werden. Zugleich gelang der Ausbau zu einem Anbieter von Fahrzeugen praktisch aller Klassen, die unter verschiedenen Marken vertrieben werden. In der Oberklasse ist Volkswagen beispielsweise mit Audi vertreten, in der Mittelklasse mit dem unter eigenem Signet und unter der Marke Škoda angebotenen Fahrzeugen. Selbst zwei Hersteller von Lastwagen gehören zum Volkswagen-Konzern. An der MAN und an der schwedischen Scania halten die Wolfsburger Mehrheitsbeteiligungen.
Wolfsburg heißt die rund um das Volkswagen-Werk erbaute Stadt allerdings erst seit Mai 1945. Ursprünglich trug sie den Namen „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“. Dort legte Adolf Hitler am 26. Mai 1938 den Grundstein für das Werk, das nach den Vorstellungen der damaligen Machthaber 150.000 Autos im Jahr produzieren sollte.
„KdF“ bedeutete „Kraft durch Freude“. Diese Organisation gehörte zur Deutschen Arbeitsfront (DAF), die unter anderem das Vermögen der zerschlagenen und verbotenen Gewerkschaften übernommen hatte. Die KdF sollte die Freizeitaktivitäten der Bevölkerung organisieren, natürlich gemäß den Direktiven des Regimes. Zugleich entwickelte sich die DAF – ebenso wie übrigens die SS – zu einem halbstaatlichen Großkonzern, unter dessen Ägide unter anderem ein Rundfunkgerät, der so genannte „Volksempfänger“, und ein Automobil entwickelt wurden, der KdF-Wagen.
Diesen hatte Ferdinand Porsche konstruiert. Vorgesehen war, dass die Interessenten Monat für Monat Geld für den Erwerb des Wagens einzahlten. DAF und KdF strichen auf diese Weise Millionen ein, die sie in den Aufbau des Werkes investierten. Die Fertigung des KdF-Wagens lief aber erst nach Kriegsende an, als die Briten in den Fabrikhallen die Wolfsburg Motor Works etablierten. Unter ihrer Ägide rollten die ersten nunmehr „Volkswagen“ genannten Autos vom Band. Dies geschah übrigens gegen den Rat der Experten, die erklärt hatten, das Modell entspreche technisch nicht den Erfordernissen, die man an ein Automobil zu stellen habe. Noch 1945 entstanden die ersten 2000 Volkswagen.
Ende der vierziger Jahre erkundeten die Briten, ob Henry Ford II Interesse an einer Übernahme des Werkes habe. Nachdem Ford abgelehnt hatte, übergaben die Briten das Unternehmen treuhänderisch an den Bund, der es schließlich dem Land Niedersachsen unterstellte. Dieses hält bis heute 20,01 Prozent der Stammaktien und damit der Stimmrechte an dem inzwischen als Aktiengesellschaft firmierenden Unternehmen.
Das Wolfsburger Werk avancierte zum Stammwerk des Konzerns. Bis 1974 verließen nicht weniger als 11,9 Millionen Volkswagen die Fabrikhallen. Der Name „Käfer“ für den Wagen stammt übrigens aus den USA, wo schon früh vom „Beetle“ die Rede war. In Deutschland setzte er sich erst in den sechziger Jahren durch. Zu der Zeit übernahm ihn VW auch für die Werbekampagnen.
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