Souverän, volksnahe, hochgebildet
Mögen anderswo Königinnen ewig jung sein, dürfen sie in Skandinavien in Würde älter werden. Wie ihr Gemahl, Carl XVI. Gustaf, erscheint Königin Silvia seit der Eheschließung auf schwedischen Dauermarken. Regelmäßig ersetzte die Post die Porträts. So erstaunt es Philatelisten und aufmerksame Postkunden wohl kaum, dass das Königspaar inzwischen im Rentenalter ist.
Heute vollendete Königin Silvia das 70. Lebensjahr. Sie ist damit knapp zweieinhalb Jahre älter als Carl Gustaf, geboren am 30. April 1946. Als ihre Verbindung bekannt wurde, zeigte sich mancher über Silvias Lebensalter mindestens ebenso irritiert wie über ihre bürgerliche Herkunft.
Diese hätte Carl Gustaf das Amt gekostet, wäre er zum Zeitpunkt der Hochzeit noch Thronfolger gewesen. Das damalige Recht sah nämlich nicht nur die männliche Thronfolge – Carl Gustaf hatte vier ältere Schwestern – vor, sondern auch das Prinzip der Ebenbürtigkeit bei der Eheschließung. Nach dem Tod Gustafs VI. Adolf am 15. September 1973 galt die Regelung für Carl Gustaf aber nicht mehr; Könige können heiraten, wen sie wollen – und Carl Gustaf hatte zweifellos eine gute Wahl getroffen.
Ob es tatsächlich stimmt, dass Königin Silvia die Monarchie rettete, kann man zwar bezweifeln – Schlagzeilen einer Boulevardzeitung, in dem Falle des „Aftonbladet“, sollte man nicht überbewerten. Mit Sicherheit trug Silvia aber wesentlich zum Rückhalt bei, den das Haus Bernadotte heute im Land genießt. Silvia strahlt Souveränität und Volksnähe zugleich aus, ist zudem hochgebildet. Eigenschaften, die man ihrem Gemahl eher zurückhaltend attestiert. Ihre Abdankung fordert in Schweden niemand, derweil fast die Hälfte der Untertanen die Meinung vertritt, Carl Gustaf solle Kronprinzessin Victoria den Thron überlassen.
Silvias Wirken dürfte sich indessen kaum ändern, wenn ihr Mann tatsächlich einmal abdanken sollte. In erster Linie engagiert sie sich im Kinderschutz. Ihr Einsatz insbesondere für misshandelte Kinder fand international Anerkennung. Die Stadt Bad Iburg verlieh ihr den Courage-Preis, der 1968 gestiftete polnische Orden des Lächelns erhob sie zum Kavalier. Ihre übrigen Ehrungen – diverse Orden und Großkreuze – verdankt sie indessen dem königlichen Amt, das sie nunmehr seit bald 40 Jahren ausübt.
1972 hatte die Tochter eines Deutschen und einer Brasilianerin den schwedischen Thronfolger während der Olympischen Spiele in München kennen gelernt. Dort arbeitete die Sprachmittlerin – Silvia spricht neben Deutsch, Portugiesisch und Schwedisch auch Englisch, Französisch und Spanisch, beherrscht zudem die schwedische Gebärdensprache – als Hostess. Knapp ein Jahr gelang es dem Paar, die Beziehung geheim zu halten. Die offizielle Verlobung erfolgte schließlich erst am 12. März 1976. Zum Zeitpunkt der Hochzeit am 19. Juni 1976 hatte Carl Gustaf dann das 30. Lebensjahr vollendet.
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