Elchjagd bringt Kloster hervor
Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden, als es ihnen schlussendlich gelang, den Elchbock zu erlegen. Erschöpft fiel Hariolf in einen festen Schlaf. In der Nacht wurde er von einem Glockenläuten aus seinen Träumen gerissen. Er bezeichnete sich mit dem Zeichen des Kreuzes und schlief erneut ein. Als sich das Glockenläuten zum dritten Mal in der Nacht wiederholte, beschloss Hariolf, der Welt zu entsagen und sich ganz Gott hinzugeben. Er kehrte mit seinem Bruder Erlolf, dem Bischof von Langres, zurück an die Stelle, an dem ihm durch das Läuten der Glocken seine Bestimmung offenbar wurde und gründete dort das Kloster Ellwangen. Er benannte das Konvent „Elchfangen“, woraus sich später der Namen „Ellwangen“ ableitete. Auf diese Weise ist die Gründungsgeschichte des Ordenshauses in der „Vita Hariolfi“ beschrieben. Ein Ellwanger Mönch verfasste die Biografie des Klostergründers, die das wichtigste Zeugnis der Gründung Ellwangens darstellt.
Vor genau 1250 Jahren ließen die Brüder Hariolf und Erlolf das Kloster in der Nähe eines damaligen Alemannendorfes entstehen. Bereits wenige Jahre nach der Gründung musste die Familie es dem fränkischen König übertragen. Aufgrund der Stellung als Königskloster und der günstigen Lage an zwei Fernstraßen erfuhr das Ordenshaus bereits Anfang des neunten Jahrhunderts eine Blüte. Im Jahr 830 zählte das Kloster schon 120 Priester und Laienmönche, acht Jahre später stieg die Zahl auf 160. Der Besitz des Klosters nahm beträchtlich zu. Des Weiteren zogen eine Vielzahl von Reliquien immer mehr Mönche in das Benediktinerhaus. Die beiden Gründer brachten die Gebeine der sogenannten Pferdeheiligen Speusippus, Eleusippus und Meleusippus in das Gotteshaus. Der Legende zufolge sollen die Brüder unter Marcus Aurelius das Martyrium erlitten haben. Ihre Bezeichnung als Pferdeheilige geht auf ihre Tätigkeit als Pferdezüchter zurück.
Von 1100 bis 1124 lösten neue Bauwerke im hochromanischen Stil die alte Stiftskirche sowie die anderen Klosterbauten ab. Ein Großbrand im Jahr 1182 machte einen erneuten Neubau notwendig. Ab 1350 machte der Verfall, der aufgrund der Pest und durch Missernten das Land heimsuchte, auch vor Ellwangen nicht Halt. Die Mönche des Klosters, die zumeist hochadliger Abstammung waren, trafen wichtige Entscheidungen selbst und widersetzten sich den Reformversuchen anderer Klöster. Gelübde, wie Gehorsam und Armut, wurden außer Acht gelassen. Als die Stadt 1430 schließlich von der Pest heimgesucht wurde, zählte der Konvent nur noch drei Mönche. Nach einem weiteren Brand im Jahr 1443 kehrten auch die letzten Mönche dem Kloster den Rücken zu und zogen ein eher weltliches Leben in der Stadt vor. Am 14. Januar 1460 übernahm schließlich die Fürstpropstei Ellwangen unter Einverständnis des Papstes Pius II. das Kloster.
Noch heute prägen die Stiftskirche und die Basilika das Bild der Stadt. Ellwangen setzt seine Geburtsstunde auf die Gründung des Klosters fest, weshalb die Stadt in diesem Jahr ihr 1250-jähriges Bestehen feiert. Unter anderem wird an das Jubiläum in Form eine Marke Individuell gedacht. Unter den sieben verschiedenen Motiven finden sich auch Bauten des Klosters. In der Touristeninformation der Stadt sind die Marken erhältlich (Tel.: 07961/84303, tourist@ellwangen.de).
Südosteuropa 2022 (E 8)
ISBN: 978-3-95402-388-2
Preis: 59,00 €
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