Der verheimlichte Drehbuchautor
„Es gibt nichts Gutes – außer man tut es“.
Das bekannte Zitat stammt aus der Feder von Erich Kästner, dem am 21. Juli 1974 verstorbenem Schriftsteller, der insbesondere für seine Kinderbücher „Emil und die Detektive“, „Das doppelte Lottchen“, „Pünktchen und Anton“ und „Das fliegende Klassenzimmer“ populär wurde. Zumindest bei den Kindern, die wir alle auch einmal waren. Die Kinderromane, bereits ab den 1930er-Jahren veröffentlicht, sind auch heute noch auf zahlreichen Nachttischschränkchen in Kinderzimmern auf der ganzen Welt zu finden.
Kästners literarisches Portfolio bietet aber auch für Erwachsene guten Lesestoff, angefangen von Lyrik über Theaterstücke bis hin zu eigentümlicher Prosa. Weniger bekannt sind seine Arbeiten als Drehbuchautor. Zum Verfassen von Drehbüchern kam Kästner aufgrund einer, seiner Ansicht nach, enttäuschenden filmischen Umsetzung seines Kinderromans „Emil und die Detektive“ von Regisseur Gerhardt Lamprecht aus dem Jahr 1931. Der Film war zu jener Zeit zwar ein großer Erfolg, aber Erich Kästner war nicht sonderlich glücklich damit. So begann er für die Babelsberger Filmstudios fortan Drehbücher zu schreiben. Der für den Film ausgerichtete Schreibstil eines Drehbuches schlug sich auch in seinen folgenden Romanen zum Teil nieder. Sein ebenfalls noch 1931 erschienener Roman „Fabian – Die Geschichte eine Moralisten“ zeigt deutlich den cineastischen Einfluss: schnelle Schnitte und Montagen dienen dem Autor als Stilmittel, um dem Leser die Geschichte im wahrsten Sinne des Worte vor Augen zu führen.
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Kästner landete mit seinem satirischen Prosawerk (z.B. Fabian von 1931) mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 auf dem Index und wurde später auch mit einem Berufsverbot belegt, durfte aber aufgrund der Erfolge seiner Übersetzungen zumindest im Ausland weiterhin publizieren (z.B. Drei Männer im Schnee von 1934), nicht zuletzt um dem devisenarmen Land Einnahmen zu verschaffen. Trotz seiner Verfemung durch das Regime konnte er zusätzlich aufgrund einer Ausnahmegenehmigung von Joseph Goebbels unter dem Pseudonym „Berthold Bürger“ das Drehbuch zu „Münchhausen“, dem prestigeträchtigen Ufa-Jubiläumsfilm schreiben. Kästner schien dem „Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“ der geeignetste Autor zu sein.
Mit dieser Sondergenehmigung, und unter der Prämisse eines Pseudonyms oder gar ohne jegliche Erwähnung seiner Person, war Kästner noch an weiteren Produktionen der deutschen Filmindustrie als Drehbuchautor beteiligt. Ob er dies freiwillig oder aus schierer Not tat, lässt sich rückblickend schwer sagen. In einem Brief an seine Mutter schreibt er von der Arbeit an dem Heinz-Rühmann-Film „Ich vertraue Dir meine Frau an“, der ab 1943 in den Kinos zu sehen war: „Macht mir gar keinen Spaß, diese Arbeit. Ich fürchte aber, dass ich nicht drum herumkomme“.
Auch nach dem Krieg war Kästner als Autor von Drehbüchern noch aktiv. 1956 legte er das Drehbuch zu dem deutschen Spielfilm „Salzburger Geschichten“ von Kurt Hofmann vor. Der Film beruht auf dem ebenfalls von Kästner publizierten Roman „Der kleine Grenzverkehr“, ein Buch mit autobiographischen Zügen, das 1938 unter dem Titel „Georg und die Zwischenfälle“ erschien. Bei der ersten Verfilmung dieses Romans von Hans Deppe im Jahr 1943 war Kästner allerdings nicht beteiligt.
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