Die Handschriften von Árni Magnússon
Am 30. August 2014 erschien in Dänemark und in Island eine Gemeinschaftsausgabe die Abbildungen aus zwei alten Handschriften der Arnemagnäanischen Sammlung zeigen. Die im Stichdruck hergestellten Marken erschienen als selbstklebende Einzelmarken und in nassklebenden Blöcken. Die Arnemagnäanische Sammlung gehört zu den großen skandinavischen Handschriftensammlungen und ist seit 2009 Teil des Weltdokumentenerbes der UNESCO, dem „memory of the world“. Die Sammlung wird heute an zwei Stellen aufbewahrt, in Kopenhagen und in Reykjavik. Seit 1965 ist die Sammlung geteilt, denn durch Gesetzbeschluss des dänischen Parlamentes wurden die Handschriften, die als isländisches Kulturerbe gelten, an Island zurückgegeben. Von 1971 bis 1997 wurden insgesamt 1666 Handschriften an Island geliefert, die heute am Árni-Magnússon-Institut für isländische Studien der Universität der isländischen Hauptstadt aufbewahrt werden. Der dänische Teil der Sammlung befindet sich am Nordischen Forschungsinstitut der Universität Kopenhagen. Jede der vielen Handschriften liegt in einer besonderen Kassette in einem gepanzerten Raum. Leider ist der Erhaltungszustand der Handschriften oft nicht mehr gut, denn in der Vergangenheit wurden sie nicht richtig aufbewahrt und kamen zu Schäden.
Worin besteht der besondere Wert dieser Sammlung? Handschriften entstanden als erste Formen der Bücher, bevor der Buchdruck erfunden worden war. Besonders in Klöstern gab es Schreibschulen, in denen Mönche die bestehenden Bücher handschriftlich kopierten oder neue Bücher schrieben. Die kalligraphische Gestaltung spielte eine große Rolle. Außerdem wurden die Anfangsbuchstaben der Abschnitte, die Initialen, besonders mit Bildern verziert und ausgeschmückt. In den meisten Fällen wurden diese Bücher für den Gottesdienst verfasst, doch auch die Aufzeichnung alter Sagen fand Berücksichtigung. Gerade auf Island haben sich eine große Anzahl der mittelalterlichen Sagas erhalten, die aufgezeichnet wurden.
Árni Magnússon wurde 1663 in Kvennabrekka in Dölum auf Island als Sohn einer Pfarrersfamilie geboren. Schon mit 19 Jahren ging er nach Dänemark, um in Kopenhagen Theologie, wie schon seine Brüder, sein Vater und seine Großväter es getan hatten, zu studieren. Doch Magnússon blieb in Dänemark und wurde Assistent des Königlichen Antiquars Thomas Bartholin. Zunächst arbeitete er sechs Jahre bei Bartholin, ging dann für zwei Jahre nach Deutschland und war noch einmal vier Jahre in Kopenhagen als Leiter der Königlich Dänischen Archive tätig. Mit 38 Jahren wurde er 1701 Professor für Philosophie und dänische Geschichte an der Universität Kopenhagen.
Im Jahre 1702 begab er sich als Mitglied einer königlichen Kommission nach Island, wo er rund zehn Jahre beschäftigt war. Die Kommission sollte ein Register aller isländischen Höfe anlegen, eine Volkszählung durchführen und überprüfen, inwieweit von den mächtigen Leuten der Insel Recht und Ordnung gewährleistet wurden. Diese Unterlagen sollten die Grundlage für eine Wiederbelebung der isländischen Wirtschaft sein, denn das Land war extrem arm. Árni Magnússon begann bei dieser Tätigkeit mit dem Sammeln alter Handschriften. Dabei nahm er auch Fragmente von Handschriften mit. Als er 1713 wieder nach Kopenhagen ging, nahm er alle Handschriften mit. Allerdings wurden durch einen Großbrand im Jahre 1728 zahlreiche Schriften ein Opfer der Flammen. Bis zu seinem Tode 1730 konnte Árni Magnússon jedoch zahlreiche der Handschriften aus dem Gedächtnis wieder notieren.
Die Handschriftensammlung ist nicht nur Philologen ein Schatz, sondern auch für die Handschriftenkunde und die Text- und Sprachwissenschaftler. Ohne die Sammlung Magnússons wären viele der alten isländischen Sagas heute unbekannt. Sprachwissenschaftler können an Hand der Handschriften die Entwicklung der Sprachen in Skandinavien verfolgen, denn sowohl für die West Nordic Sprachen Isländisch, Norwegisch und die Sprache der Färöer als auch für die Ost Skandinavischen Sprachen Schwedisch und Dänisch besitzt die Sammlung Beispiele von unschätzbarem Wert.
Die Handschrift mit dem Auszug aus Waldemars Seeländischem Recht gehört zum dänischen Teil der Sammlung. Das Recht geht bis in das 12. Jahrhundert zurück, die Handschrift selber entstand im 13. Jahrhundert. Eine Seite ist mit einer Initiale in blau-rot verziert, das ein F bildet. Im isländischen Sammlungsteil befinden sich mehrere Handschriften mit dem Text der bekannten Njáls-Saga. Die Saga ist wahrscheinlich um 1280 entstanden, allerdings existiert sie nur in verschiedenen Abschriften aus späterer Zeit. Die Handschrift mit dem Initial h und der schönen Darstellung eines Ritters stammt aus einer Abschrift aus der Zeit um 1350.
Update (11.48 Uhr):
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Dietrich Ecklebe
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