Leserbriefe Extra zum Offenen Brief der Verbandspräsidenten
Mit Interesse las ich Seite 13 der DBZ 22/2018.
Über Einzelfälle kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Mir persönlich fehlen – ohne Recherche – die historischen Kenntnisse, um zu beurteilen, ob auch die seinerzeitige „Stadt II. Klasse“ dem heutigen Stadtrecht vergleichbar ist oder ob es sich vielleicht eher um das handelt, was heute in Bayern als „Markt“ oder „Große Kreisstadt“ eingestuft wird.
Aber um diesen Einzelfall, der auch ja bewusst als Beispiel bezeichnet wurde, geht es ja gar nicht primär. Sondern um die Ausrichtung der Berichterstattung. Sie sollte, gerade in einem freizeitorientierten Umfeld, in der Tat einer positiven Grundeinstellung folgen.
Jedoch – und das ist für mich der entscheidende Punkt – der Mehrwert einer Zeitschrift liegt ja gerade darin, dass sie hinterfragt und kontroverse Meinungen zulässt. Ansonsten könnte ich – etwas zugespitzt formuliert – mich mit elektronisch verfügbaren (Werbe-)botschaften, sozusagen den „Sprachregelungen“, begnügen und mein Abonnement beenden.
Eine kritische und investigative Redaktion macht für mich den Mehrwert eines Mediums aus, ohne dass ich deswegen in allen Punkten der gleichen Meinung sein muss wie der Redakteur. Aber er/sie hilft mir, meine Meinung fundiert zu bilden.
Christian Schunck, Obing
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Sie hatten auf Seite 13 der aktuellen Ausgabe nach einem repräsentativen Meinungsbild gefragt, wozu ich ganz knapp Stellung beziehen möchte:
Ich denke, dass das Briefmarkensammeln wie jedes Hobby grundsätzlich positiv besetzt ist. Aber warum die „negativen“ Seiten, wenn man diese überhaupt so nennen mag, verschweigen? Ob es nun die Ganzsache zur Stadterhebung Fürths ist, ob Informationen über falsche Aufbewahrungsmethoden unserer „Schätze“, über Fälschungen oder das Ausgabegebaren von Postverwaltungen: Ich persönlich bin der Meinung, dass die DBZ sehr ausgewogen und – so erwartet man es doch auch von der Presse als „Vierte Gewalt im Staate“ – kritisch berichten darf und insbesondere soll! Die Antworten in dem besagten Interview waren für mich selbsterklärend. Von einem „Bashing“ kann somit überhaupt keine Rede sein.
Wenn man nichts „Negatives“ berichten darf, dann dürfen wir Sammler ja auch nicht mehr Beiträge über Fälschungen, schlechte Erhaltungen oder gar Katastrophen- oder Infektionspost lesen. Das ist schon absurd.
Ich wünsche Ihnen weiterhin den Mut, solche „heißen Eisen“ anzupacken!
Georg Overbeck, per E-Mail
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In den Leserbriefen in Heft 20 druckten Sie Leserbriefe von unwichtigen Leuten wie mir und von drei Prominenten: Günter Sieger, Dr. Bernhard Jankowsky und Wilfried Lerchstein. Interessant wäre zu erfahren, ob die Präsidenten vom APHV (Sieger) und BDPH (Dr. Jankowsky, Lerchstein) Kontakt zu den Prominenten aufgenommen haben und mit ihnen die Fragen diskutiert haben. Meine Prognose lautet: Nein.
Johann Krüger, per E-Mail
Anmerkung der Redaktion: Wir fragten Günter Sieger, Dr. Bernhard Jankowsky und Wilfried Lerchstein. Sie bestätigten die Prognose Johann Krügers.
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Eine Anmerkung zum Schreiben der vier Präsidenten: Was soll denn deren schon fast als Unterstellung durchgehende Anspielung „Hierbei spielt es keine Rolle, ob die Anschuldigungen berechtigt oder verfehlt und die Zuschriften authentisch oder gespielt sind“ im vorletzten Absatz ihres Schreibens bezwecken? Nachdem der BDPh jahrelang mit sich selbst blockierenden Personalquerelen nach außen hin „Imagepflege“ betrieben hat, beschwert sich ausgerechnet dieser Dachverband im vorgenannten Schreiben über die Art der DBZ-Berichterstattung, welche seit über zwei Jahren der Philatelie immensen Schaden zugefügt habe. Wer nur zur Selbstbeweihräucherung anstelle einer erforderlichen selbstkritischen Hinterfragung der bisherigen eigenen Standpunkte in der Lage ist, versucht es dann stattdessen damit, seine Kritiker mundtot zu machen. Ich kann der DBZ-Redaktion nur weiterhin das notwendige Rückgrat für eine objektive, aber stets auch kritische Berichterstattung wünschen. Die DBZ-Leser werden sicher sehr genau wissen, warum sie ausgerechnet diese Zeitschrift abonnieren oder am Kiosk kaufen.
Wilfried Lerchstein, Netphen
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Auch ich war einer der Kritiker an dem Interview von Frau Schäfer und habe dieses auch in einem Leserbrief an die DBZ zum Ausdruck gebracht, der in Ihrer Zeitschrift veröffentlicht wurde.
Ich finde, die Stellungnahme der Verbandspräsidenten stellt teilweise ein Armutszeugnis dar, wenn man sich gegen das allgemeine Unbehagen und die Verständnislosigkeit der Sammler stellt, die zu Recht das Verhalten der Post bezüglich der Ausgabenpolitik als auch der Kundenfreundlichkeit beklagen.
Als Beispiel möchte ich nur mein jüngstes Erlebnis am Schalter einer Filiale in einer 20?000-Einwohnerstadt anführen, wo es nicht mehr möglich ist, einzelne Rollenmarken zu erwerben, da diese einfach nicht mehr angeboten werden.
Da frage ich mich, wieso die Herrn Präsidenten die Frage aufwerfen, wem es nützt, wenn man Kritik übt? Im Moment vielleicht keinem, da die Postmanager die Sammler nur als lästiges „Übel“ betrachten, aber man sollte nie die Hoffnung aufgeben, dass sich dieses eines Tages zugunsten der Sammler ändern kann, sofern es dann überhaupt noch Briefmarken gibt!
Bernd Binder, Daun
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Zu der Kritik der vier Verbandspräsidenten erlaube ich mir folgende Reaktion:
Sicherlich sind journalistische Meldungen, die sich als fehlerhaft darstellen, sowohl für den Leser aber auch und gerade für eine Redaktion unangenehm. Aber: „Wer unter euch ohne (Fehler) ist, der werfe den ersten Stein!“ (Johannes 8, 7). Zur journalistischen Pflicht gehört dann natürlich auch die Richtigstellung in der nächsten Ausgabe. Der inzidente Vorwurf der vier Präsidenten allerdings, die Redaktion produziere zum Zwecke der Effekthascherei vorsätzlich Falschmeldungen ist nicht nur ungeheuerlich, auch das von ihnen als Beleg angeführte Beispiel ist kein Beweis für diese These. Vielmehr versinkt dieses Beispiel inhaltlich im Meer der Marginalität. Man muss sich schon fragen, ob die Herren Präsidenten auf der Welle der Medienschelte bestimmter rechtspopulistischer Kreise („Lügenpresse“) mitreiten wollen, die die Medien auf eine reine berichterstattende Rolle stutzen wollen. Genau diese Kreise empören sich immer dann, wenn ihnen die veröffentlichte Meinung nicht passt.
Meine Herren Präsidenten, sie sind gerade dabei, die Grundrechte der Bundesrepublik Deutschland in Frage zu stellen. Schauen Sie in Artikel 5 Absatz 1 Satz 1 Grundgesetz: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten …“! Das gilt auch und gerade für Journalisten. Die Verfassung geht aus guten Gründen überhaupt nicht von einer neutralen Berichterstattung – so wie Sie sie fordern – aus. Glauben Sie allen ernstes, dass sich ein Leser trotz der Meinung des Autors des von Ihnen kritisierten Artikels über die Unnötigkeit eines 90 Cent-Portos nicht trotzdem selbst eine eigene – möglicherweise auch abweichende – Meinung hätte bilden können? Gehen Sie so sehr von der Unmündigkeit (Dummheit?) der DBZ-Leser aus?
Ein weiteren Vorwurf, sehr geehrte DBZ-Redaktion, schreit geradezu nach einer Erklärung Ihrerseits: Der mehr oder weniger verdeckt formulierte Vowurf, Leserbriefe seien bestellt. Wenn es so ist – und ich mag es nicht glauben und die vier Präsidenten haben im Grunde diesen Verdacht auch nicht belegt – dann wäre das in jedem Falle eine Irreführung der Leser. Bitte greifen Sie diesen Umstand in der nächsten Ausgabe auf!
Geradezu realitätsfremd ist die Reaktion der vier Herren auf das Interview von Frau Schäfer. Dieses Interview war so entlarvend für die Geschäftspolitik der Deutschen Post und schon aufgrund der von Ihnen abgedruckten Leserreaktionen ein Highlight Ihrer Berichterstattung. Es schlägt dem Fass den Boden aus, wenn die vier Präsidenten dann fragen, wem der Abdruck dieses Interviews nützt. Entweder personalisiert sich gerade der Begriff Weltfremdheit oder die Herren vertreten doch nur sehr durchsichtig ihre pekuniären Geschäftsinteressen, die in Gefahr sind, wenn immer mehr Sammler auf Neuheiten der Deutschen Post verzichten.
Sehr geehrte Damen und Herren aus der DBZ-Redaktion, Sie wissen, dass die Mehrheit der Sammler in keinem der von den Herren Präsidenten vertretenen Gremien organisiert ist. Insofern kann die von ihnen artikulierte Meinung kein Mehrheitsvotum sein. Ihre Leser erwerben Ihre Zeitung, weil Sie sich mehrheitlich gut informiert fühlen; dazu gehört auch, dass Sie kritisch Ihre Meinung vertreten. Wenn ich sie nicht teile, dann ist das meine Sache. Wenn sie zu abstrus ist, dann schreibe ich Ihnen gelegentlich auch mal einen Leserbrief. Machen Sie so weiter, gern noch kritischer und bitte keine Hofberichterstattung so wie zum Beispiel in Heft 22/2018 auf Seite 37 (warum bekommt man zu einem möglicherweise guten Buch noch eine Billiguhr angedreht?)!
Wolfgang Rösemann, per E-Mail
Anmerkung der Redaktion: Die Prüfung der Authentizität von Leserbriefen erfolgt in verschiedenen Schritten. Da die meisten Autoren von Leserbriefen Abonnenten sind, genügt ein schlichter Datenabgleich. Weitere Leser beteiligen sich an unseren Gewinnspielen, rufen an, sprechen mit unseren Mitarbeiter auf Messen und anderen Veranstaltungen oder kontaktieren uns auf andere Weise. Meistens tragen sie Fragen, Vorschläge, Korrekturen und Hinweise vor; wir dürfen davon ausgehen, dass sie das unter ihrer echten Identität tun. Zudem erhält jeder Leser eine Antwort. Kommt diese als unzustellbar zurück, wissen wir Bescheid.
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