Befreiung nach 50 Jahren Unterdrückung
Der 17. November ist ein Datum, das in den Köpfen der tschechischen Bevölkerung fest verankert ist. Nicht nur ein historisches Ereignis fiel auf diesen Tag, in den Geschichtsbüchern taucht der 17. November gleich zwei Mal auf. Das erste Mal findet sich das Datum im Kapitel „1933 – 1945“. Nach der Besatzung der Tschechoslowakei durch die deutsche Wehrmacht ging die Bevölkerung am 28. Oktober 1939, dem Staatsgründungstag, auf die Straße, um gegen die deutsche Übernahme zu demonstrieren und ihren Nationalstolz zu zeigen. Obwohl sich die Demonstranten friedlich verhielten, fielen Schüsse seitens der Deutschen. Verletzte und Tote waren an diesem 28. Oktober zu beklagen. Unter ihnen war auch der Student Jan Opletal, der am 11. November seinen Verletzungen erlag. Die Trauerfeier ließ die Wut unter den Kommilitonen des Medizinstudenten aufkochen. Die tschechoslowakische Nationalhymne und tschechische Volkslieder singend zogen sie durch die Straßen. Sie riefen antideutsche Parolen und rissen deutsche Plakate von den Häuserwänden.
Die Nationalsozialisten gingen hart gegen die Unruhestifter vor. Als Hitler von den Ereignissen in Prag erfuhr, beschloss er, tschechische Hochschulen zu schließen. Doch damit gaben sich die Nationalsozialisten nicht zufrieden. Hochschulführer wurden verhaftet und ohne jegliches Gerichtsverfahren erschossen. Mehr als tausend Studenten wurden darüber hinaus in der Nacht zum 17. November aus ihren Betten gezerrt und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Zwanzig Studenten starben im Lager, der Rest wurde nach zwei bis drei Jahren entlassen, ohne die Schrecken jemals vergessen zu können. Die Studenten begannen nach ihrer Entlassung die Geschehnisse in ganz Europa zu verbreiten. So wurde bereits 1941 der 17. November zum Weltstudententag erklärt.
Auch später, in kommunistischer Zeit, kam es zwischen Studenten und dem herrschenden Regime mehrfach zu Auseinandersetzungen. Zwanzig Hochschüler erhielten lange Haftstrafen aufgrund antisozialistischer Tätigkeiten. Es ist kein Zufall, dass sich die Studenten 1989 den 17. November wählten, um auf die Straße zu gehen und gegen die Unterdrückung durch die Kommunisten zu demonstrieren. Genau 50 Jahre zuvor hatten die Nationalsozialisten ein unmenschliches Verbrechen an den tschechischen Studenten begangen. Ein perfektes Datum also, um gegen die erneute Unterdrückung zu demonstrieren. Mit dem Unterschied, dass die Demonstration 1989 von Erfolg gekrönt war. Als Polizisten, die das kommunistische Regime repräsentierten, einschritten und die Aufstände blutig niederschlagen wollten, wurden Parallelen zu den Ereignissen 1939 gezogen. Die Samtene Revolution begann. Weitere Teile der Bevölkerung folgten den Studenten. Die Demonstration wuchs und wuchs, sodass die sozialistische Regierung nach zehn Tagen zurücktrat. Der 17. November war nun nicht länger nur ein Tag der Unterdrückung durch die Nationalsozialisten, er wurde zum Tag der Befreiung von den Kommunisten.
Um an das Jubiläum dieser historischen Ereignisse und damit an die Unterdrückung und den Kampf für Freiheit und Demokratie zu erinnern, gibt die Post einen Sonderstempel heraus. Der Stacheldraht, der auf dem Stempel dargestellt ist, symbolisiert den Mangel an Freiheit, der die Revolte am 17. November 1989 hervorrief.
Um eine Abstempelung zu erhalten, senden Sie Ihren mit 25 Kc freigemachten Beleg bis zum 25. November an pošta 110 00 Praha 1. Die Stempelnummer lautet 39.
Osteuropa 2021/2022 (E15)
ISBN: 978-3-95402-365-3
Preis: 52,00 €
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