„Der König“ des Fußballs

„Der König“ des Fußballs

An vier Ausspielungen des Weltpokals nahm er teil, drei Mal wurde er dabei Weltmeister: Edson Arantes do Nascimento, bekannt unter dem Namen Pelé, gilt als einer der besten Fußballer aller Zeiten. Und tatsächlich waren es nicht Alfredo di Stefano, Johann Cruyff, Franz Beckenbauer, Diego Maradona, Michel Platini, Ronaldo oder Zinédine Zidane, die zum bedeutendsten Spieler des vergangenen Jahrhunderts gewählt wurden. Es war der genialische Wunderkicker aus dem Süden Brasiliens, dem die „Fédération Internationale de Football Association“ (FIFA) die Auszeichnung verlieh. Und das „International Olympic Committee“ (IOC) kürte ihn gar zum „Sportler des Jahrhunderts“. Am heutigen Tag vollendet „O Rei“ („Der König“), so einer der verehrungsvollen brasilianisch-portugiesischen Namen der lebenden Fußball-Legende, sein 75. Lebensjahr.

Pele-Fussball-Briefmarke-mALTAWas „Pelé“ bedeutet, ist übrigens unklar. Der bereits aus der Kindheit seines Trägers herrührende Spitzname geht auf einen kindlichen Versprecher des jungen Edsons zurück, der schon mit 16 Jahren Profi wurde. Seine Vereinskarriere verbrachte Pelé zum größten Teil beim traditionsreichen FC Santos, dem er auch zu seiner erfolgreichsten Ära verhalf. Zwischen 1956 und 1974 absolvierte der berühmte Stürmer mit dem Club 638 Spiele. Am Ende seiner Karriere wechselte Pelé noch zu „Cosmos New York“, um dort für eine kurze Zeit bis zu seinem endgültigen Karriereende 1977 auch an der Seite seines nicht „König“, sondern „Kaiser“ gerufenen „deutschen Bruders“, Franz Beckenbauer, aufzulaufen. Für seinen brasilianischen Stammverein schoss er über 600 Tore. Im Trikot seines Heimatlandes gelangen ihm, auch dies bis heute Rekord, stolze 77 Treffer. Es waren aber nicht nur die beeindruckenden statistischen Daten, sondern besonders Pelés Spielstil, der schon bei seinen Zeitgenossen große, im Grunde einhellige Bewunderung hervorrief. So ballsicher und geschmeidig, torgefährlich und schnell war zuvor noch keiner aufgetreten. Hochkarätige Mit- und Gegenspieler beschrieben ihn auf dem Platz als überirdisch, jenseits der Logik und des Gewöhnlichen agierend. Und manche fühlten sich angesichts seiner Fähigkeiten sogar, wie es der große französische Spieler Just Fontaine einmal formulierte, danach, „ihre Fußballschuhe an den Nagel zu hängen“.

Pele-Fussball-Briefmarke-BrasilienWas die Einschätzung seiner eigenen Position betrifft, hat auch Pelé selbst eine ihm eigene historische Einzigartigkeit oft betont und geäußert, dass er schlicht und einfach zum Fußballspielen geboren, ja bestimmt wurde. Zur Behauptung des eigenen Status und dabei manchmal auch zur Kritik potentieller Nachfolger herausgefordert wird der Brasilianer speziell immer dann, wenn, wie es aktuell mit den umjubelten Stars Lionel Messi oder Christiano Ronaldo der Fall ist, wieder einmal ein neuer Kandidat für den Titel „größter Spieler aller Zeiten“ in Erscheinung tritt. Das Problem beim gegenwärtigen argentinischen Topstürmer des FC Barcelonas zum Beispiel, so Pelé einmal in einem Interview, sei, dass er bei aller Klasse über kein herausragendes Kopfballspiel verfüge.

Pele-Fussball-Briefmarke-NicaraguaNach seiner Zeit als Spieler nahm Pelé, Vater von fünf, aus zwei Ehen und mehreren Beziehungen stammenden Töchtern sowie zweier Söhne, verschiedene Tätigkeiten auf: Er war als Botschafter der Vereinten Nationen sowie der UNESCO („United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization“) unterwegs und wurde in den 1990er-Jahren sogar eine zeitlang mit einem brasilianischen Ministeramt für Fragen des Sports ausgestattet. Für eigene Einkünfte sorgen unter anderem Auftritte als Werbeträger verschiedener Unternehmen.
Als Pelé am 1. Oktober 1977 sein Abschiedsspiel im New Yorker „Giants Stadium“ bestritt, bei dem er jeweils eine Halbzeit lang für die zwei Vereinsmannschaften seiner langen, außergewöhnlichen Karriere auflief, saß auf der Tribüne auch sein Vater. Dieser war bereits Berufsfußballer gewesen. Dass sein Sohn einmal zum „König“ des Sports ausgerufen würde, den die beiden und ihre vielen Landsleute so lieben und pflegen, hatte er sich wohl nicht träumen lassen.


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Authored by: Marius Prill

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